Ruppertshofen (Rheinland-Pfalz)

  Jüdische Gemeinde - Miehlen/Westerwald (Rheinland-Pfalz) Datei:Ruppertshofen in EMS.svg Das im Taunus liegende Ruppertshofen ist eine kleine Ortschaft mit derzeit ca. 1.800 Einwohnern, die der Verbandsgemeinde Nastätten (Rhein-Lahn-Kreis) angehört – ca. 35 Kilometer südöstlich von Koblenz (Kartenskizzen 'Rhein-Lahn-Kreis', aus: kvplusr.de  und  Lage von Ruppertshofen rot markiert, Hagar 2009, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Im Dorfe Ruppertshofen - westlich von Nastätten gelegen - sind Ansiedlungen von Juden seit Mitte/Ende des 17.Jahrhunderts belegt; doch bestand hier erst seit Beginn des 19.Jahrhunderts eine winzige Gemeinde, die in den 1860er Jahren maximal ca. 75 Angehörige umfasste.

Neben einem Betraum - er war seit 1861 in einer umgebauten Scheune untergebracht - gab es auch eine winzige Religionsschule und ein rituelles Bad. Der Gemeinde waren (zeitweilig) auch die wenigen Juden aus Niederwallmenach und Bogel angeschlossen. Engere Kontakte bestanden auch zu den Glaubensgenossen in Bornich, Miehlen und Niederbachheim.

Zeitweise beschäftigte die kleine Gemeinde auch einen Lehrer, der neben der religiösen Unterweisung der Kinder auch die rituellen Aufgaben übernahm. Später kam dann ein „Wanderlehrer“ in den Ort.

Anzeigen in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18.Dez. 1872 und 22.Dez. 1875

Verstorbene wurden auf dem jüdischen Friedhof im Hausecker Wald in der Gemarkung Bornich* begraben.

* Die israelitische Begräbnisstätte von Bornich war der gemeinsame Friedhof für die rechtsrheinischen Gemeinden von Bornich, Bogel, Ruppertshofen, St. Goarshausen und Welterod sowie für die linksrheinischen Gemeinden St Goar und Werlau. Auf dem umfriedeten weitläufigen Areal sind heute noch zahlreiche Grabsteine vorhanden.

Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk (Bad) Ems, später Ems-Weilburg.

Juden in Ruppertshofen:

--- 1843 .......................... 47 Juden,

--- 1864 .......................... 77   “  (ca. 20% d. Bevölk.),

--- 1895 .......................... 45   “  (ca. 13% d. Bevölk.),

--- 1900 .......................... 35   “  ,

--- 1905 .......................... 26   “  ,

--- 1910 .......................... 20   “  ,

--- 1925 .......................... 14   “  ,

--- 1933 .......................... 10   “  ,

--- 1938 (Nov.) ................... keine.

Angaben aus: Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “. Synagogen …, S. 329  

und                 Ruppertshofen, in: alemannia-judaica.de

 

Anfang der 1930er Jahre zählte die Kultusgemeinde nur noch fünf Familien; ihren Lebenserwerb bestritten sie zumeist im Viehhandel. Zum Zeitpunkt des Novemberpogroms von 1938 lebten keine Juden mehr im Dorf; über ihren Verbleib ist kaum etwas bekannt.

Um 1935 war das Synagogengebäude an einen Landwirt verkauft worden, der es fortan als Scheune nutzte; Anfang der 1950er Jahre ließ er das Gebäude abbrechen.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem,des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." und Recherchen neueren Datums wurden neun aus Ruppertshofen stammende bzw. längere Zeit am Ort ansässig gewesene jüdische Bürger Opfer der NS-Gewaltherrschaft (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/ruppertshofen_synagoge.htm).

               Ehem. Synagoge in Ruppertshofen (Skizze Ellen Stein)

Der in Bornich liegende jüdische Friedhof weist auf einer Fläche von mehr als 3.000 m² derzeit noch ca. 80 Grabsteine auf.

Jüdischer Friedhof Bornich 4.JPGJüdischer Friedhof Bornich 1.JPG

Ansichten vom jüdischen Friedhof in Bornich (Aufn. Haffitt, 2012, aus: commons.wikimedia.org CC BY-SA 3.0)

Gedenksteine in Ruppertshofen und Lierschied: Erinnerung an die früher dort  lebenden Juden - Rhein-Lahn-Zeitung - Rhein-Zeitung  2021 wurde in der Dorfmitte von Ruppertshofen ein mannshoher Gedenkstein aufgestellt (Aufn. Ulrike Bletzer, 2021), der mit einer Inschriftentafel an das Schicksal ehemaliger jüdischer Dorfbewohner erinnert, die der NS-Gewaltherrschaft ausgesetzt waren; allein elf verloren dabei ihr Leben.

 

 

 

Auch im nahen Lierschied - sie gehört heute der Verbandsgemeinde Loreley an - wurde dank einer privaten Initiative jüngst mit einer an einem Findling angebrachten Gedenktafel an die Angehörigen der Familie Grünebaum erinnert; alle acht Familienmitglieder wurden in der NS-Zeit deportiert und ermordet.

Anmerkungen: In den Ortschaften Lierschied, Nochern und Weyer lebten im 18./19.Jahrhundert nur einzelne jüdische Familien, die eine kleine Gemeinde gebildet hatten und die zu keiner Zeit mehr als 40 Angehörige besaß; die Bildung eines Minjan war deshalb schwierig. Verstorbene wurden auf dem jüdischen Friedhof in Nochern beerdigt.

 

 

 

Weitere Informationen:

Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Societäts-Verlag, Frankfurt/M. 1971, S. 242/243

Christian Becker, Die Geschichte der Juden im Amt Rheinfels, in Bornich und der jüdische Friedhof im Haushecker Wald, Nastätten 1987

Hubertus Seibert, Zwischen Integration und Deportation. Zur Geschichte der Juden im Rhein-Lahn-Gebiet 1918 - 1945, in: Der Rhein-Lahn-Kreis. Landschaft - Geschichte - Kultur unserer Heimat, Oberwesel 1987, S. 252 ff.

Hubertus Seibert, Geschichte und Lebenswege der Juden, in: Stadt Nastätten (Hrg.), Nastätten - Geschichte und Gegenwart, Nastätten 1992, S. 213 - 247

Brigitte Meier-Hussing, Jüdisches Leben in Nastätten und Miehlen in der Zeit von 1933 bis 1945, in: "SACHOR - Beiträge zur jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz", 7. Jg., Heft 13 (1/1997), S. 19 - 23

Ruppertshofen, in: alemannia-judaica.de

Der jüdische Friedhof von Bornich, in: alemannia-judaica.de (mit Fotodokumentation der Grabsteine durch H.G. Kuhn, 2012)

Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “. Synagogen. Rheinland-Pfalz Saarland, Hrg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 2005, S. 329

Ellen Stein/Michael Wallau, Gemeinsam leben mit Milian und Sarah. Juden in Ruppertshofen, Bogel, Bornich, Miehlen, Nastätten, Niederwallmenach und Umgebung, o.O. o.J.

Christian Becker, Geschichte der Juden in Bornich und der jüdische Friedhof im Hausecker Wald, in: Loreleygemeinde Bornig (online abrufbar)

N.N. (SWR-Redaktion), Gedenksteine sollen an jüdische Dorfbewohner erinnern, in: swr.de vom 2.11.2021

Ulrike Bletzer (Red.), Gedenksteine in Ruppertshofen und Lierschied: Erinnerung an die früher dort lebenden Juden, in: „Rhein-Lahn-Zeitung“ vom 6.11.2021