Scharrachbergheim (Elsass)

Jüdische Gemeinde - Straßburg (Elsass) Die unterelsässische Ortschaft Scharrachbergheim-Irmstett mit derzeit ca. 1.200 Einwohnern liegt etwa 20 Kilometer westlich von Straßburg (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905 ohne Eintrag von Scharrachbergheim, aus: wikipedia.org, gemeinfrei).

 

Bis in die Zeit des Ersten Weltkrieges gab es in Scharrachbergheim eine jüdische Gemeinde, deren Entstehung in die Zeit des beginnenden 18.Jahrhunderts zurückreicht. Zu den gemeindlichen Einrichtungen gehörten eine Synagoge, ein rituelles Bad und eine Religionsschule. 

Verstorbenen begrub die hiesige Judenschaft auf dem großen jüdischen Verbandsfriedhof in Rosenweiler (Rosenwiller).

Der jüdische Friedhof in Rosenweiler/Rosenwiller ist der größte jüdische Friedhof im Elsass und zugleich einer der größten jüdischen Verbandsfriedhöfe in Mitteleuropa. Folgende israelitische Gemeinden aus dem Unter-Elsass bestatteten hier ihre Toten (teilweise haben diese Gemeinden im 18. oder 19. Jahrhundert dann eigene Friedhöfe angelegt): Balbronn, Baldenheim, Barr, Bergheim, Biesheim, Bischheim, Bonhomme, Brumath, Buswiller, Dambach, Dangolsheim, Diebolsheim, Dinsheim, Duppigheim, Duttlenheim, Eckbolsheim, Epfig, Ettingen, Fegersheim, Gunstett, Kaysersberg, Kolbsheim, Krautgersheim, Kuttolsheim, Lingolsheim, Molsheim, Mutzig, Niederehnheim, Oberehnheim, Oberschaeffolsheim, Osthofen, Niederottrott, Rosheim, Schirmeck, Soultz, Stotzheim, Strasbourg, Traenheim, Valff und Zellweiler. Auf dem etwa 40.000 m² großen Begräbnisareal lassen sich nahezu 6.500 Grabstätten nachweisen.

Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Romanswiller bzw. nach dessen Auflösung zu dem von Marmoutier (nach 1910 Saverne). 

Juden in Scharrachbergheim:

       --- 1784 .......................  21 jüdische Familien,

    --- 1807 ....................... 113 Juden,

    --- 1846 .......................  70   “  ,

    --- 1861 ....................... 101   “  ,

    --- 1870 ....................... 105   “  ,

    --- 1910 .......................  36   “  ,

--- 1935 .......................   4   “  .

Angaben aus: Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire

 

Bis zur endgültigen Auflösung der israelitischen Gemeinde wurden noch Gottesdienste abgehalten; da in Scharrachbergheim nur noch drei jüdische Familien lebten, musste man auf auswärtige jüdische Männer zurückgreifen, um den Minjan zu erreichen.

Aus der Zeitschrift „Der Israelit“ vom 6.8.1900: „ … Auch die Nachbar-Gemeinde Scharrachbergheim war vor noch nicht allzu langer Zeit eine prächtige jüdische Gemeinde. Hier wohnen nur noch drei Familien. Trotzdem ist noch kein Heiliger Schabbat vorübergegangen, ohne Gottesdienst mit Minjan, nämlich durch Hinzuziehung der Fehlenden aus Nachbargemeinden gegen Vergütung. In Scharrachbergheim versieht schon seit 30 Jahren ein Privatmann, Herr M. Bloch, die Stelle als Kantor.“ 

Der letzte Vorbeter der Gemeinde, der mehr als ein halbes Jahrhundert dieses Amt versehen hatte, verstarb im Jahre 1928; über sein Begräbnis berichtete die Zeitschrift „Der Israelit“ vom 9. Februar 1928:

Scharrachbergheim, 27. Januar. Am 27. Januar wurden die irdischen Reste des Moise Bloch zur letzten Ruhe gebracht. In seinem 82. Lebensjahre ist ein Mann dahingegangen, dessen Leben und Wirken wir noch lange verspüren werden als in einer Zeit und einem Lande, das arm ist an Männern von solcher Glaubensstärke, gepaart mit wahrer Menschenliebe. Welche Achtung er sich bei seinen Mitmenschen erwarb, zeigte sich bei dem imposanten Leichenbegängnis. Mit aller Kraft trat er für die Wahrheiten des Judentums ein und wich auch nicht um Haaresbreite vom Althergebrachten. Am Freitag wurde der Verblichene zur ewigen Ruhe gebettet. Den Oraun* trug man in die hellerleuchtete Synagoge, an die Stätte, wo der Verblichene ein Menschenalter hindurch, während 60 Jahre als freiwilliger Schliach Zibbur** gewirkt hat. ...

* Sarg   ** Vorbeter

 

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem sind während der deutschen Okkupationszeit elf aus Scharrachbergheim stammende Personen mosaischen Glaubens Opfer der „Endlösung“ geworden.

 

 

 

Weitere Informationen:

Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, Jerusalem 1992

Camille Bloch, SCHARRACHBERGHEIM - Souvenirs et impression de ma visite à la vieille Synagogue de Scharrachbergheim (Bas-Rhin), Auszug aus: Bulletin de nos Communautés, o.J.

Scharrachbergheim, in: alemannia-judaica.de