Sulzmatt (Elsass)

Kreis Gebweiler.png Sulzmatt (frz. Soultzmatt) ist eine Kommune mit derzeit ca. 2.400 Einwohnern im Département Haut-Rhin der Region Grand Est/Elsass; die Kommune - gelegen zwischen Colmar und Gebweiler - gehört heute zum Gemeindeverband „Communauté de communes de la Région de Guebwiller" (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei).

 

Im Zeitraum vom ausgehenden 18. bis gegen Mitte des 19.Jahrhunderts war in Sulzmatt eine relativ große israelitische Gemeinde existent; ihre Angehörigen stellten zeitweise mehr als 10% der Gesamteinwohnerschaft.

Nachdem Rouffach im Jahre 1472 seine Tore für Juden für „ewige Zeiten“ geschlossen hatte, war Sulzmatt vor der Revolution (1789) der einzige Ort in der Vogtei Rouffach, in dem Juden sich niederlassen konnten. Die Anwesenheit von zwei jüdischen Familien ist für das Jahr 1616 belegt; ihr Aufenthaltsrecht mussten diese sich vom Bischof erkaufen; 1631 waren es fünf Familien. Drei Jahrzehnte nach Ende des Dreißigjährigen Krieges lassen sich dann im Ort zehn jüdische Familien nachweisen. Die Wurzeln einer Gemeinde bildeten sich in der zweiten Hälfte des 17.Jahrhunderts.

Im oberelsässischen Sulzmatt gab es dann gegen Mitte des 19.Jahrhunderts eine relativ große jüdische Gemeinde; sie umfasste damals etwa 350 Angehörige und stellte damit etwa ein Zehntel der Einwohnerschaft.

Ein aus dem beginnenden 19.Jahrhundert stammendes Synagogengebäude wurde 1850 durch einen Neubau ersetzt; dieser war gottesdienstliches Zentrum der damals großen Gemeinde.

                   Blick über Sulzmatt (Synagoge markiert)

Verstorbene Gemeindeangehörige wurden auf dem jüdischen Friedhof in Jungholtz begraben.

jüdischer Friedhof in Jungholtz Datei:Jungholtz 147.JPG(Aufn. B. Chenal, 2009, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

Sulzmatt war in der Zeit von ca. 1825 bis 1910 der Sitz eines Rabbinats; anschließend wurde dieses nach Bollweiler verlegt.

Juden in Sulzmatt:

    --- 1612 ........................ eine jüdische Familie,

     --- 1688 ........................   10     “       “   n,

    --- 1700 ........................   15     "       "   n,

        --- 1770 .........................  25     "       "   n,

    --- 1784 .........................  41     "       "   n (ca. 230 Pers.),

    --- 1806 ......................... 208 Juden,

    --- 1833 ......................... 321   "  ,

    --- 1846 ......................... 349   "  (ca. 10% d. Bevölk.),

    --- 1861 ......................... 309   “  ,

    --- 1900 .........................  76   “  ,

    --- 1910 .........................  46   “  ,

    --- 1936 .........................  17   “  .

Angaben aus: Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, S. 53

und                 Denis Ingold, Regard sur la COMMUNAUTE JUIVE DE SOULTZMATT

 

Nach 1870 verließen die meisten jüdischen Familien Sulzmatt und verzogen zumeist ins Innere Frankreichs.

Das Ende der inzwischen sehr kleinen jüdischen Gemeinde erfolgte 1940 mit der Vertreibung der letzten jüdischen Bewohner durch die deutschen Besatzungsbehörden nach Südfrankreich; von dort wurden einige "in den Osten" deportiert und kamen dort gerwaltsam ums Leben.

1940 wurde das Synagogengebäude zerstört.

                                                      Leuchter aus der ehem. Synagoge (Musée Colmar)

                  Heute leben keine Juden mehr in Soultzmatt.

 

 

Weitere Informationen:

Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, Jerusalem 1992

Denis Ingold, Regard sur la COMMUNAUTE JUIVE DE SOULTZMATT, online abrufbar unter: judaisme.sdv.fr (Anm. mit genaueren Informationen über die frühe neuzeitliche Gemeinde)

Eliane de Thoisy (Hrg.), Le Judaisme Alsacien. Histoire, Patrimoine, Traditions, Straßbourg 1999

Soultzmatt, in: alemannia-judaica.de