Spandau (Berlin)
1920 verlor der Stadtkreis Spandau seine Autonomie und wurde als achter Bezirk der Reichshauptstadt Berlin eingemeindet (hist. Karte von ca. 1835, aus: commons.wikimedia.org, gemeinfrei und Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei).
Die Spandauer Judengemeinde entwickelte sich im hohen Mittelalter zur bedeutendsten Gemeinde zwischen Breslau und Magdeburg. Der erste urkundliche Nachweis über die Existenz von Juden in Spandau stammt aus dem Jahre 1307, doch machen Grabsteininschriften deutlich, dass es bereits Mitte des 13.Jahrhunderts hier einen jüdischen Friedhof gegeben haben muss. Diese Begräbnisstätte lag außerhalb der Stadtmauern im heutigen Stadtteil Klosterfelde; für deren Nutzung musste eine jährliche Abgabe, zudem jeweils eine Bestattungsgebühr und ein Durchfahrtszoll für die Verstorbenen gezahlt werden. Bis ins ausgehende Mittelalter beerdigten die Berliner Juden ihre Toten auch in Spandau.
Neben dem Friedhof, dem „Judenkiewer“, gehörten damals auch eine 1342 erstmals erwähnte Synagoge in der "Jüdenstraße" und eine Mikwe zu den gemeindlichen Einrichtungen.
Die Spandauer Juden standen generell unter dem Schutz des Markgrafen; so erhielt z.B. 1356 ein hier lebender Jude für „mannigfache getreue Dienste” das Amt des Turmwächters. Während des Pestpogroms von 1348/1349 hatte der Markgraf den Stadtmagistrat angewiesen, „seine Juden“ zu schützen. Im 15.Jahrhundert lag der Judenschutz zeitweilig in den Händen des Spandauer Rates, der die hier lebenden jüdischen Bewohner auch an den städtischen Lasten beteiligte; so mussten sie z.B. einen Wehrturm der mittelalterlichen Stadtmauer unterhalten.
Im Folge eines „Hostienschändungs-Prozesses“ (1510), der auch zwei Spandauer Juden den Tod brachte, wurden alle Juden aus der Mark Brandenburg vertrieben. Der jüdische Friedhof von Spandau wurde eingeebnet, die Grabsteine zum Bau der Spandauer Zitadelle verwendet; dies bedeutete das Ende der mittelalterlichen Judengemeinde.
Alte Grabsteine (Zitadelle Spandau)
Erst Jahrzehnte nach Ende des Dreißigjährigen Krieges durften sich jüdische Familien erneut in Spandau niederlassen; ein erster Nachweis hierfür stammt aus dem Jahre 1692.
Stadt und Zitadelle Spandau, um 1635 (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)
Eine kleine neuzeitliche jüdische Gemeinde entstand vermutlich im Laufe der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts. Ab 1855 gehörten die jüdischen Familien Spandaus - allerdings gegen ihren Willen - dem neuen Kreissynagogenverband Nauen an, zu dem - neben den Juden aus Nauen - auch die aus Kremmen zählten. Jede der drei Teilgemeinden verfügte über einen eigenen Lehrer und Kantor, der meist auch das Schächtamt ausübte.
Im Laufe der folgenden Jahrzehnte wuchs die Spandauer Judenschaft derart, dass sie den Gemeindeverband verließ und 1894 eine autonome Kultusgemeinde bildete.
Noch bevor die Spandauer Gemeinde selbstständig wurde, plante sie den Bau einer eigenen Synagoge; bis dato fanden gottesdienstliche Zusammenkünfte in angemieteten Räumlichkeiten statt. Zudem unterhielt die Familie Sternberg, die vermögendste jüdische Familie in Spandau, einen privaten Betraum in ihrem Hause an der Breiten Straße. Nach dem Ankauf eines Grundstücks an der Ecke Lindenufer/Kammerstraße wurde im Herbst 1894 ein Synagogenbau begonnen. Im September 1895 weihte die Spandauer Gemeinde ihre Synagoge ein; das Gebäude im neoromanischen Stile war vom bekannten Architektenteam Cremer & Wolffenstein konzipiert worden und bot etwa 160 Männern und 130 Frauen Platz.
Synagoge in Spandau (hist. Aufn., um 1900, Stadtarchiv)
Das „Spandauer Tageblatt” berichtete am 17. November 1895 über die Einweihung der Synagoge:
In äußerst feierlicher Weise wurde gestern die neuerbaute jüdische Synagoge am Lindenufer eingeweiht. Um 10 1/2 Uhr hatte sich die Gemeinde und die geladenen Gäste, darunter auch der Oberbürgermeister Költze, versammelt. Der Herr Oberbürgermeister Költze übergab mit einer kurzen Ansprache den Schlüssel zum neuen Gebäude an der Vorsteher der jüdischen Gemeinde Herrn Kaufmann Bloch. Dieser eröffnete ebenfalls nach kurzer Ansprache die Thür und in feierlicher Weise zogen die Versammelten ein in das Gotteshaus, dessen innerer Bau und Ausschmückung trotz der Einfachheit einen weihevollen Eindruck machte. ... Als erster feierlicher Akt wurde das Einbringen der Gesetzesrollen in die Synagoge vorgenommen. Hohe Herren trugen die zum Teil reich mit Silber verzierten Rollen in feierlicher Prozession und unter Gesang durch die Synagoge nach dem hinter dem Altar sich befindenden Aufbewahrungsort. ... Sodann erfolgte das Anzünden der ewigen Lampe. ... Nach Beendigung des Gesanges betrat der Rabbiner der hiesigen Gemeinde, Herr Dr. Hannes, den Altar, um eine zu Herzen gehende Predigt über den sich in hebräischer Schrift über dem Aufbewahrungsort der Gesetzesrollen sich befindenden Spruch: ‘Heilig sollt ihr sein, denn heilig bin ich, der Ewige, Euer Gott’. ... Mit Gebet, Fürbitte für den Kaiser, die Kaiserin und das ganze Kaiserliche Haus, für die Minister und Räte, den Magistrat und die Stadtverordneten dieser Stadt, für die Gemeinde, die Erbauer der Synagoge und alle freundlichen Geber dazu schloß der Rabbiner seine Predigt und erteilte den Versammelten den Segen. ...
Siegel des Vorstandes der Spandauer Gemeinde
Dr. Arthur Löwenstamm (geb. 1882 in Ratibor) kam aus dem oberschlesischen Pleß (dort hatte er das Rabbineramt von 1911 bis 1917 inne gehabt) nach Spandau, wo zum ersten ständigen Rabbiner der Spandauer Kultusgemeinde ernannt worden. Er hatte das Rabbineramt bis zur Auflösung der Gemeinde (1938) inne. Löwenstamms Aktivitäten für die Jüdische Gemeinde und für die Kommune werden wie folgt beschrieben: „Sogleich nach seinem Amtsantritt entwickelte er vielfältige Aktivitäten, die über seine gottesdienstlichen und sonstigen Verpflichtungen hinausreichten. So bemühte er sich, durch Vorträge in den der Gemeinde angeschlossenen Vereinen das allgemeine Wissen über das Judentum zu erweitern und zu vertiefen. Als Seelsorger kümmerte er sich nicht nur um die eigenen Gemeindeglieder, sondern ebenso um die in Spandau inhaftierten Kriegsgefangenen sowie später um die vielen Strafgefangenen in der Stadt. Die Wohltätigkeitseinrichtungen der Gemeinde erhielten durch ihn neue Anstöße. So verpflegte der israelitische Frauenverein auf seine Anregung hin in der Zeit der Inflation und Arbeitslosigkeit zahlreiche Bedürftige aller Konfessionen unentgeltlich. Schließlich gehörte der Rabbiner in der Weimarer Republik lange Jahre der städtischen Schuldeputation an und saß im Verwaltungsausschuss des städtischen Jugendamtes. ...“ (aus: Alois Kaulen/Joachim Pohl, Juden in Spandau, Edition Hentrich 1988, S. 63)
Um 1860 wurde in der Neustadt am Schülerberge (in der heutigen Neuen Bergstraße) ein jüdischer Friedhof angelegt, der inmitten eines vom Militär erworbenen Gebietes lag. Das später flächenmäßig erweiterte Begräbnisareal wurde kurz vor dem Ersten Weltkrieg mit einer Toranlage und einer Friedhofskapelle ausgestattet.
Juden in Spandau:
--- um 1715 ..................... 2 jüdische Familien,
--- 1782 ........................ 8 “ “ ,
--- 1801 ........................ 7 “ “ ,
--- 1858 ........................ 78 Juden,
--- 1861 ........................ 102 “ ,
--- 1880 ........................ 165 “ ,* * davon ca. 140 Gemeindeangehörige
--- 1910 ........................ 316 “ ,
--- 1925 ........................ 514 “ ,
--- 1929 ........................ 580 “ ,
--- 1933 ........................ 624 “ ,** ** im Bezirk Spandau 725 Pers.
--- 1937 ........................ 381 “ ,
--- 1939 ........................ 205 “ ,
--- 1945 ........................ 81 “ .
Angaben aus: Alois Kaulen/Joachim Pohl, Juden in Spandau vom Mittelalter bis 1945, S. 33 ff., S. 50 f. und S. 166
historische Ansichten von Alt-Spandau um 1895 bzw. 1915 (Abb. aus: commons.wikimedia.org, gemeinfrei)
Mit der in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts verstärkt einsetzenden Industrialisierung Spandaus war allgemein ein starkes Bevölkerungswachstum verbunden; auch jüdische Zuwanderer kamen als Handel- und Gewerbetreibende in die Stadt. Nach dem Ersten Weltkrieg verzeichnete die Spandauer Gemeinde noch einmal einen starken personellen Zuwachs, für den vor allem Emigranten aus Gebieten Ostmitteleuropas verantwortlich waren. Wie schon im Kaiserreich spielten jüdische mittelständische Unternehmer im Wirtschaftsleben Spandaus eine bedeutende Rolle. Ihren zahlenmäßigen Höchststand erreichte die Spandauer Gemeinde gegen Ende der Weimarer Zeit; doch unmittelbar nach der NS-Machtübernahme 1933 setzte die Abwanderung jüdischer Familien aus Spandau ein. Wie überall in Deutschland begann auch in Spandau mit dem Boykott jüdischer Geschäfte am 1.4.1933 die staatlich verordnete antijüdische Politik. Die „Arisierung“ jüdischer Geschäfte/Betriebe wurde in Spandau ab 1935/1936 betrieben. Wenige Wochen vor dem Novemberpogrom von 1938 verschwand die Straßenbezeichnung „Jüdenstraße“ aus dem Stadtbild; von nun an hieß diese „Kinkelstraße“.
In der Pogromnacht des 9.November 1938 wurden auch in Spandau Schaufenster und Auslagen jüdischer Geschäfte demoliert; Nationalsozialisten setzten - unter den Augen einer großen Menschenmenge - die Synagoge am Lindenufer in Brand. Die Ruine wurde während des Krieges abgebrochen.
In ihrer Ausgabe vom 11.Nov. 1938 berichtete die „Spandauer Zeitung”:
... In Spandau, wo der Stadtkern besonders in der Breiten und der Potsdamer Straße noch zahlreiche jüdische Geschäfte aufwies, waren diese Läden ausnahmslos geschlossen. Die Erregung der Bevölkerung hatte sich auch hier in einem Ausbruch des Unwillens Luft gemacht: Schaufenster jüdischer Läden waren der Empörung des Volkes zum Opfer gefallen und zertrümmert worden. In der am Lindenufer gelegenen Synagoge war in der Nacht ein Brand ausgebrochen, der den Dachstuhl und das Innere des Gebäudes zum Teil zerstört hat.
Jüdische Männer mussten Misshandlungen erdulden und wurden festgenommen; der Rabbiner Dr. Arthur Löwenstamm wurde verhaftet und ins KZ Sachsenhausen verschleppt. Im März 1939 wurde er aus dem Lager entlassen - unter der Bedingung, Deutschland zu verlassen; er ging mit seiner Familie in die Emigration nach Großbritannien (Anm.: hier verstarb er 1965).
Noch 1938 wurde die Gemeinde offiziell aufgelöst, die Mitglieder der jüdischen Gemeinde Berlin angeschlossen. 1940 wurde der jüdische Friedhof „Neue Bergstraße“ aufgelassen und die Gebeine von mehr als 200 Verstorbenen auf den Friedhof der orthodoxen Adass-Jisroel-Gemeinde in Berlin-Weißensee umgebettet (dort existieren die Grabstätten bis heute als „Spandauer Feld“); die Trauerhalle und die Friedhofsmauer wurden abgerissen.
Einem Teil der Spandauer Juden gelang noch ihre Emigration, der andere geriet in die Vernichtungsmaschinerie des NS-Staates. Insgesamt sollen nur 85 Spandauer Juden die NS-Zeit überlebt haben; nachweislich mehr als 100 Personen wurden Opfer der „Endlösung“; zahlreiche Schicksale sind bis heute noch ungeklärt.
An die jüdische Geschichte Spandaus wird seit 1988 auf einer Informationstafel am Hause Kinkelstraße 49 erinnert:
Bis 1938 hieß diese Straße Jüdenstraße. Ob es sich dabei ursprünglich um ein Ghetto gehandelt hat oder ob von Anbeginn an dieser Stelle Mitbürger jüdischen und christlichen Glaubens nebeneinander lebten, verliert sich im Dunkel der Spandauer Stadtgeschichte. Tatsache ist, daß es im Laufe der Geschichte in Spandau Judenverfolgung gegeben hat.
Die Umbenennung der Jüdenstraße dokumentiert für alle erkennbar den dem Nationalsozialismus innewohnenden Rassenhaß, der selbst alle äußerlichen Symbole jüdischen Glaubens ausmerzen wollte. Dieser Rassenhaß bedeutete für unsere jüdischen Mitbürger den unausweichlichen Gang in die Gaskammern der Konzentrationslager und die fast völlige Vernichtung. Jeder von uns ist aufgerufen, diesen Teil der deutschen Geschichte nie zu vergessen und diese Unmenschlichkeit nie wieder zuzulassen.
2002 wurde die Kinkelstraße in Jüdenstraße rückumbenannt. Seit dem gleichen Jahre erinnert Spandau an den einzigen Rabbiner der Gemeinde durch die vom Seegefelder Weg abzweigende Löwenstammstraße.
Eine Gedenktafel (Aufn. aus: wikipedia.org), die 1989 an einer Hauswand des historischen Synagogenstandorts am Lindenufer angebracht wurde, trägt folgenden Text:
Erste eigene Synagoge der jüdischen Gemeinde Spandau.
Erbaut 1895. Kammerstraße/Lindenufer 12
Das jüdische Gotteshaus wurde während der Pogrome des 9.November 1938 von den Nationalsozialisten zerstört.
Zur mahnenden Erinnerung.
1989 wurde in einer nahe gelegenen Parkanlage (Lindenufer) ein steinernes Mahnmal – konzipiert von der in Israel geborenen Architektin Ruth Golan-Zareh (gest. 2012) und Kay Zareh - errichtet, das an die ehemalige Synagoge in der Kammerstraße und an die Leiden der Spandauer Juden erinnern soll; dessen Sockelinschrift lautet:
Dieses Mahnmal erinnert an die Leiden der Spandauer Bürger jüdischen Glaubens während der Terrorherrschaft der Nationalsozialisten. Unweit dieser Stelle, auf dem Grundstück Lindenufer 12, stand das Jüdische Gotteshaus, das 1938 zerstört wurde.
Mahnmal in Spandau (Aufn. 2004, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0 und 2012, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0)
Einige Jahre später wurde in unmittelbarer Nähe zum Mahnmal eine Gedenkmauer aus roten Ziegelsteinen erstellt, die die Namen aller 115 bisher bekannten Spandauer Shoa-Opfer trägt.
In den Gehwegen von Alt-Spandau sind - beginnend 2006 - zahlreiche sog. „Stolpersteine“ verlegt worden; inzwischen sind es ca. 35 Steine, im gesamten Bezirk Spandau nahezu 100 (Stand 2023).
Vier von zahlreichen "Stolpersteinen" in den Straßen Spandaus (Aufn. OTFW, 2011, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)
2017 wurden in der Roonstraße messingfarbene Steinquader für Angehörige der Familie Jonas verlegt.
Aufn. OTFW, 2017, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0
in der Bismarckstr. Aufn. P.D.Doherty, 2013, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0
Vom alten „Judenkiewer“ haben 66 Grabsteine die Jahrhunderte überdauert; sie waren in Gebäuden der Zitadelle eingemauert und wurden 1955 im Rahmen von Restaurierungsarbeiten entdeckt. In einer neuen Dauerausstellung in den Kasematten sind die meisten alten Grabsteine - sie stammen aus der Zeit des 13. bis 15.Jahrhunderts - zu besichtigen; der älteste hier gezeigte Stein datiert von 1244.
2019 wurde in der Neuen Bergstraße (im Ortsteil Hakenfelde) eine Gedenktafel für den (neuen) jüdischen Friedhof der Spandauer Gemeinde aufgestellt, der sich dort von ca. 1860 bis 1940 befand. Heute befindet sich auf dem Gelände ein Teil eines Gewerbegebietes
Der Text auf der Gedenktafel - vom Bezirksamt Spandau abgefasst - lautet auszugsweise wie folgt:
"Ehemaliger jüdischer Friedhof in Spandau… befand sich von 1859 bis 1940 der Friedhof der Jüdischen Gemeinde Spandau, … Das Gelände in den Spandauer „Schülerbergen“ wurde durch Moses Kiewe Sternberg für die Jüdische Gemeinde erworben. Wenige Jahre später kaufte der Militärfiskus das gesamte umliegende Gelände und errichtete die Artillerie-Wagenhäuser. Somit war der Friedhof von drei Seiten von Militärbauten umschlossen. 1913 wurde eine massive Trauerhalle … errichtet und ein neues Eingangstor an der Neuen Bergstraße fertig gestellt. Eine Erweiterung des Friedhofsgeländes wurde ab 1923 möglich, … Die Trauerhalle konnte vergrößert werden und das Friedhofsgelände wurde mit einer festen Mauer umgeben. 1940 wurde der Friedhof gegen den Widerstand der Jüdischen Gemeinde Spandau geschlossen, weil dieser angeblich kriegswichtigen Bebauungsplänen des Naziregimes im Wege stand. … Die ca. 250 Gräber wurden auf den Friedhof der orthodoxen Gemeinde Adass Jisroel in Weißensee umgebettet und dort die Grabsteine wieder aufgestellt. … Die Trauerhalle, das Eingangsportal und die Umfassungsmauer wurden abgerissen. Es ist geplant, das Gelände des ehemaligen Jüdischen Friedhofs zukünftig als Gedenkort an die Geschichte der Spandauer Jüdinnen und Juden in würdiger Weise zu gestalten."
vgl. dazu: Berlin
In Falkensee – wenige Kilometer westlich von Spandau – erinnern sog. „Stolpersteine“ an Menschen, die aus Deutschland vertrieben wurden oder Opfer der NS-Gewaltherrschaft geworden sind. Beginnend 2007 wurden inzwischen ca. 25 Steine in das Gehwegpflaster eingelassen (Stand 2022).
verlegt in der Karl-Marx-Straße (Aufn. Lessing-GS, 2018, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)
verlegt in der Holbein-Straße
An die aus dem Falkenseer Ortsteil Finkenkrug vertriebene jüdische Dichterin Gertrud Kolmar (Chodziesner) erinnert neben einem „Stolperstein“ auch eine Straßenbezeichnung.
In Dallgow-Döberitz (im Osten des Landeskreises Havelland, westlich des Bezirks Berlin-Spandau) sind nach langjährigen kontrovers-geführten Diskussionen jüngst (2021) in der Nauener Straße zwei „Stolpersteine“ verlegt worden, die an Angehörige der jüdischen Familie Katz erinnern, die in Theresienstadt bzw. in Auschwitz ermordet wurden.
Bereits 2009 war im Ort ein Stolperstein verlegt worden, der an den wegen „Volksverrat“ angeklagten Prof. Martin Kappinski erinnert, der 1943 im Zuchthaus Brandenburg umgekommen (?) ist.
Weitere Informationen:
Otto Kuntzemüller, Urkundliche Geschichte der Stadt und Festung Spandau von Entstehung der Stadt bis zur Gegenwart, Magistrat der Stadt Spandau 1881
Franz Kohstall, Aus der Chronik der Spandauer Jüdischen Gemeinde, Berlin-Spandau 1929
9. November 1938 - 9. November 1988. Materialsammlung zum 50. Jahrestag der Reichspogromnacht in Spandau. Eine Arbeitshilfe für Unterricht, Jugend- und Gemeindearbeit, hrg. vom Ökumenischer Arbeitskreis Reichspogromnacht, 1988
Germania Judaica, Band II/2, Tübingen 1968, S. 772 – 774 und Band III/2, Tübingen 1995, S. 1382 - 1384
Eugen Ludwig Rapp, Die mittelalterlichen hebräischen Epitaphien aus der Zitadelle von Spandau 1244 - 1347, in: "Jahrbuch für Brandenburgische Landesgeschichte", 23/1972, S. 14 - 36
Günter Stein, Zur baugeschichtlichen Bedeutung der jüdischen Grabsteine auf der Spandauer Zitadelle, in: "Jahrbuch für Brandenburgische Landesgeschichte", 23/1972, S. 7 - 13
Jürgen Grothe, Der jüdische Friedhof in Spandau im 19. und 20.Jahrhundert, in: "Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins", 72/1976, S. 185 - 187
Felix Escher, Achter Bezirk Groß-Berlin, in: Bezirksamt Spandau (Hrg.), Festschrift 750 Jahre Spandau, 1982, S. 73 - 80
Karl-Heinz Bannasch, Die jüdische Gemeinde in Spandau, in: "Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins", No. 83/1987, S. 490 - 496
Der Juden-Kiewer in Spandau, in: Carolin Hilker-Siebenhaar (Hrg.), Wegweiser durch das jüdische Berlin. Geschichte und Gegenwart, Berlin 1987, S. 285 - 287
Alois Kaulen/Joachim Pohl, Juden in Spandau in der frühen Neuzeit, in: "Jahrbuch für Brandenburgische Landesgeschichte", 39/1988
Alois Kaulen/Joachim Pohl, Juden in Spandau vom Mittelalter bis 1945, hrg. vom Bezirksamt Spandau von Berlin, Berlin 1988
Alfred Kerndl, ‘Wo die Menschen schweigen, da werden die Steine reden’ - Zu den mittelalterlichen jüdischen Grabsteinen auf der Spandauer Zitadelle, in: "Ausgrabungen und Funde", No. 37/1992, S. 326 - 329
Michael Brocke/u.a., Die mittelalterlichen jüdischen Grabmale in Spandau 1244 - 1474, in: "Ausgrabungen in Berlin. Forschungen und Funde zur Ur- und Frühgeschichte", No. 9/1994, S. 8 - 116
M.Brocke/E.Ruthenberg/K.U.Schulenburg (Hrg.), Stein und Name. Die jüdischen Friedhöfe in Ostdeutschland, in: "Veröffentlichungen aus dem Institut Kirche und Judentum", Band 22, Berlin 1994, S. 68 – 77
Ulrich Steinke, Wie die Jüdenstraße in Spandau ihren Namen verlor, in: Jugendgeschichtswerkstatt Spandau (Hrg.), Wie die Jüdenstraße in Spandau ihren Namen verlor und nicht wiedererhielt, in: "Schriftenreihe der Jugendgeschichtswerkstatt Spandau", 97/I, Berlin 1997
Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation II, Hrg. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1999, S. 163 - 167
Willi Frohwein, Von Spandau nach Auschwitz, hrg. von M. Auener/U. Hofschläger, Jugendgeschichtswerkstatt Spandau, 2002
Jüdenstraße in Spandau. Kommentierte Materialsammlung, hrg. vom Bezirksamt Spandau von Berlin, Jugendgeschichtswerkstatt Spandau, 2003
Sascha Kindermann, Juden in Spandau vom Mittelalter bis zur Zeit des Nationalsozialismus, Manuskript 2004
Joachim Pohl, Die mittelalterlichen jüdischen Grabsteine und Gemeindeeinrichtungen in der Stadt Spandau, in: "Aschkenas – Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden", Band 18/19, Heft 1 (2008/2009), Berlin/New York 2008
N.N. (Red.), Pogromnacht: Eine Falkenseer Geschichte, .aus: „Märkische Allgemeine Zeitung“ vom 8.11.2008
Franz A. Paulus, Im Schatten der Metropole. Juden und jüdische Gemeinde in Spandau, o.O. 2011
Joachim Pohl, Juden im Spannungsfeld zwischen Landesherrschaft und Stadtverwaltung unter besonderer Berücksichtigung der mittelalterlichen Stadt Spandau, Teil 1, in: "Judaica – Beiträge zum Verstehen des Judentums/Stiftung Zürcher Lehrhaus", Band 69/2013, S. 323 – 349
Marlies Schnaibel (Red.), Erinnern an Cohn, Krambach und Jacoby – Das Falkenseer Museum zeigt die Ausstellung. „Aktenkundig:Jude“, in: „Märkische Allgemeine Zeitung“ vom 27.3.2013 (betr. Falkensee)
Michael Brocke, Exkursionsbericht jüdische Grabsteine des Mittelalters in der Zitadelle Spandau – Aufsatz von 2015, PDF-Datei in: journals.ub.uni-heidelberg.de
Mone Kraft, Rabbiner Löwenstamm, in: „Gedenkgang (Broschüre)", hrg. vom Evang. Kirchenkreis Spandau
Jessica Hanack (Red.), Wie es jüdischen Geschäftsleuten aus Spandau erging, in: „Berliner Morgenpost“ vom 6.11.2018
Laura Sander (Red.), Zehn Stolpersteine zieren nun die Bürgersteige, in: „Märkische Allgemeine Zeitung“ vom 16.11.2016 (betr. Falkensee)
Auflistung der in Spandau verlegten Stolpersteine, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Berlin-Spandau
Auflistung der Stolpersteine in Falkensee, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Falkensee
Uwe Hofschläger, Unvergessen: die Pogromnacht in Spandau vor 80 Jahren, hrg. von der Jugendgeschichtswerkstatt Berlin 2019
Jessica Hanack (Red.), Stolpersteine für die Spandauer Familie Stein, in: „Berliner Morgenpost“ vom 25.5.2019
Jessica Hanack (Red.), Streit um neue Gedenktafel für Jüdischen Friedhof in Spandau, in: „Berliner Morgenpost“ vom 26.11.2019
Jérôme Lombard (Red.), In Spanau wurde eine neue Gedenktafel für den ehemaligen jüdischen Friedhof aufgestellt, in: „Neues Deutschland“ vom 5.12.2019
André Görke (Red.), Das erste Woolworth in Berlin-Spandau …, in: “Tagesspiegel“ vom 15.1.2021
Maritta Tkalec (Red.), Stolperstein-Verlegung. Familie Katz kehrt heim, in: „Berliner Zeitung“ vom 8.8.2021
Silvia Passow (Red.), Stolpersteine für Herta und Richard Katz in Dallgow-Döberitz verlegt, in: „MOZ - Märkische Oder-Zeitung“ vom 16.8.2021
Thomas Frey (Red.), Dem Vergessen entrissen. Der Jüdische Friedhof an der Neuen Bergstraße soll zum Gedenkort werden, in: „Spandauer Volksblatt“ vom 17.11.2021
André Görke (Red.), Wer war die Berliner Familie Salomon? Erste Stolperstein-Verlegung nach langer Corona-Pause, in: „Tagesspiegel“ vom 6.5.2022
Dennis Meischen (Red.), NS-Gedenken. Drei neue Stolpersteine in Spandau verlegt, in: „Berliner Morgenpost“ vom 11.5.2022
André Görke (Red.), Von den Nazis vertrieben – Spandau erinnert an die Kaufhaus-Familie Pieck, in: „Tagesspiegel“ vom 5.7.2022
André Görke (Red.), Rabbiner kommt ans Havelufer – Als Spandaus Nazis die jüdischen Geschäfte zerstörten, in: „Tagesspiegel“ vom 11.11.2022
André Görke (Red.), Berliner Mahnmal geschändet. Zerstörung, wo einst die Synagoge stand, in: „Tagesspiegel“ vom 29.6.2023
André Görke (Red.), Stolpersteine in der Altstadt. Eine Familie aus Spandau – ermordet in Auschwitz, in: „Tagesspiegel“ vom 13.3.2024