Storkow (Brandenburg)

 Oder-Spree Karte Storkow – heute eine amtsfreie Kleinstadt mit derzeit ca. 9.500 Einwohnern im Landkreis Oder-Spree - gehört zu den ältesten Städten in Ostbrandenburg (1209 erstmals urkundlich erwähnt); die Kleinstadt liegt etwa 20 Kilometer südwestlich von Fürstenwalde bzw. nordwestlich von Beskow (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei  und  Kartenskizze 'Kreis Oder-Spree' ohne Eintrag von Storkow, aus: ortsdienst.de/brandenburg/oder-spree).

 

Bereits im 17.Jahrhundert müssen jüdische Familien in Storkow gelebt haben; denn von hier sind einige um 1720 nach Friedland übergesiedelt.

Die jüdische Gemeinde von Storkow soll gegen Mitte des 19.Jahrhunderts ihren personellen Zenit besessen haben. In dieser Zeit wurde auch ein Synagogengebäude in der Kirchstraße errichtet.

Der an der Straße nach Reichenwalde liegende jüdische Friedhof war vermutlich bereits im Laufe des 18.Jahrhunderts angelegt worden; er gehört zu eine der größeren noch erhaltenen Begräbnisstätten in der Region.

    http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20243/Storkow%20Friedhof%20201003.jpghttp://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20243/Storkow%20Friedhof%20201001.jpg Grabsteine (Aufn. Hans Sonnenberg, im Winter 2010)

Juden in Storkow:

        --- 1801 ...........................   4 jüdische Familien,

--- 1860 ...........................  82 Juden,*     * gesamte Gemeinde

    --- 1910 ...........................  18 Juden,

    --- 1933 ...........................   6 jüdische Familien.

Angaben aus: M.Brocke/E.Ruthenberg/K.U.Schulenburg, Stein und Name. Die jüdischen Friedhöfe ... , S. 620

Ansichtskarte / Postkarte Storkow in der Mark, Marktplatz, Rathaus, Denkmal Marktplatz von Storkow - Postkarte um 1905 (Abb. aus: akpool.de)

 

Nach 1938 wurden nach und nach die letzten sieben in Storkow lebenden jüdischen Bewohner „abgeschoben“. Bereits ein Jahr zuvor hatte sich die NS-Propaganda auf den Pferdehändler und Vorsteher der jüdischen Gemeinde, Rosenberg, gerichtet, dem wegen seiner regimekritischen Äußerungen eine mehrwöchtige "Schutzhaft" und anschließendes Berufsverbot auferlegt wurde; danach verließ er Storkow.

Mit der Deportation der letzten Storkower Jüdin endete 1942 die Geschichte der kleinen israelitischen Gemeinde von Storkow.

 

Das einstige Synagogengebäude - vermutlich bis Anfang der 1930er Jahre als solches genutzt - ist in seiner Bausubstanz erhalten; es dient heute Wohnzwecken. 

Der von einer Mauer umgebene Friedhof an der Reichenwalder Straße besitzt heute noch etwa 90 Grabsteine; der älteste datiert von 1836, der jüngste von 1934. Das zu DDR-Zeiten völlig verwahrloste und zugewachsene Begräbnisgelände wurde ab Ende der 1980er Jahre wieder in einen ansehbaren Zustand versetzt.wiederhergestellten Anlage stehen. In den Folgejahren wurden mehrfach zahlreiche Grabsteine von Rechtsextremisten umgestürzt. Gründliche Restaurierungsmaßnahmen haben inzwischen die Schäden behoben.


Eingangspforte und Blick auf den jüdischen Friedhof (Aufn. A., 2011/2012, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0) 

Auf dem Gelände steht auch der Grabstein des bedeutendsten Storkower Juden, des Buchbindermeisters Isaac Friedmann (1824-1900); er war zeitweilig Vorsteher der israelitischen Gemeinde Storkow und bekleidete bis seinem Tod das Amt eines Stadtverordneten.

Seit 2022 erinnert in der Storkower Innenstadt ein sog. „Stolperstein‘ an den jüdischen Kaufmann Felix Todtenkopf (Inhaber eines Modegeschäftes am Storkower Markt), den letzten Bewohner mosaischen Glaubens in der Stadt, der 1940 sein Leben durch die Emigration nach Shanghai retten konnte; dieser Stein wurde von "Unbekannten" wenig später entwendet, doch alsbald wieder ersetzt.

Storkows erster Stolperstein | storkowplus.deStolperstein für Felix Todtenkopf (Aufn. aus: storkowplus.de)

In diesem Kontext wurden am Markt zwei weitere messingfarbene Steinquader für ehemals dort wohnhaft gewesene Jüdinnen verlegt.

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In Märkisch-Buchholz – einst Flecken Wendisch-Buchholz genannt, heute Kleinstadt im heutigen Landkreis Dahme-Spreewald – sind jüdische Bewohner zu Beginn des 19.Jahrhunderts nachweisbar; deren Zahl war aber stets gering; um 1870 lebten hier knapp 40 Personen mosaischen Glaubens. Ein Betsaal war vorhanden. Ein jüdischer Friedhof in Märkisch Buchholz wurde vermutlich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts angelegt; der älteste erhaltene Grabstein stammt aus dem Jahr 1846. Auch aus umliegenden Dörfern (Krausnick, Neu Lübbenau, Pretschen und Rietz-Neuendorf) wurden verstorbene Juden hier beerdigt. Auf dem ca. 700 m² großen Friedhofsareal (in einem Waldgelände in Richtung Herrlichenrath), das in der NS-Zeit (oder danach) teilweise verwüstet wurde, sind derzeit noch 26 Grabsteine vorhanden.

Friedhof in Märkisch-Buchholz (Aufn. C. Franz, 2009, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

 

 

 

Weitere Informationen:

Cordula Führer (Red.), Zeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, Berlin 1992, S. 110

M.Brocke/E.Ruthenberg/K.U.Schulenburg, Stein und Name. Die jüdischen Friedhöfe in Ostdeutschland (Neue Bundesländer/DDR und Berlin), in: "Veröffentlichungen aus dem Institut Kirche und Judentum", Hrg. Peter v.d.Osten-Sacken, Band 22, Berlin 1994, S. 620 - 624

Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation II, Hrg. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1999, S. 354/355

Michael Brocke/Christiane E. Müller, Haus des Lebens - Jüdische Friedhöfe in Deutschland, Reclam Verlag, Leipzig 2001, S. 222/223

Der jüdische Friedhof in Märkisch-Buchholz, in: Luckauer Juden – Versuch einer Spurensuche, online abrufbar unter: luckauer-juden.de/teil7 Bild-Dokumentation des jüdischen Friedhofs

Der jüdische Friedhof in Märkisch-Buchholz, in: alemannia-judaica.de (mit diversen Aufnahmen der Grabsteine)

Jürgen Pfeiler (Red.), „Abgeschoben“ (Aufsatz), aus: „Kreiskalender Storkow 2008"

Elke Lang (Red.), 1942 endete grausam das jüdische Leben in Storkow, in: „MOZ – Märkische Oderzeitung“ vom 28.1.2009

Der jüdische Friedhof in Storkow, in: alemannia-judaica.de (mit sechs Aufn. von Grabstelen)

Chewra Kadischa e.V. Land BRANDENBURG (Hrg.), Jüdischer Friedhof in Storkow (und in anderen Orten), online abrufbar unter: chewrakadischa-blb.de/Judische-Friedhofe/Landkreis-Oder-Spree/landkreis-oder-spree.html

jg/ddp (Red.), Vandalismus – Jüdischer Friedhof in Storkow beschädigt, in: "Der Tagesspiegel – Ausg. Brandenburg“ vom 19.3.2009

Elke Lang (Red.), „Haus der Ewigkeit“ - Jüdischer Friedhof wurde nach dem Krieg von Storkowern wieder hergerichtet, in: "MOZ - Märkische Oderzeitung" vom 20.10.2017

N.N. (Red.), Erinnerung an die letzten Juden von Storkow, in: „Storkow-Plus“ vom 27.11.2020

Stadt Storkow (Red.), 5.Oktober: ein Stolperstein für den jüdischen Kaufmann Felix Todtenkopf, in: Veröffentlichungen der Stadt Storkow (Mark) vom 30.9.2022

Marcel Gäding (Red.), Unbekannte stehlen Stolperstein – wie Vertreter der Stadt reagieren, in: „MOZ – Märkische Oderzeitung“ vom 12.11.2022

Sandra Dassler (Red.), Die Lückenschließer von Storkow – Einwohner spenden für Gedenken an NS-Opfer, in: „Tagesspiegel“ vom 12.12.2022

Stadt Storkow (Mark), Aus 1 mach 3 – neue Stolpersteine in Storkow (Mark), in: Pressemitteilung der Stadt Storkow vom 20.9.2023

Stadt Storkow (Mark), Verlegung zweier Stolpersteine, in: Pressemitteilung der Stadt Storkow vom 5.10.2023