Storchnest (Posen)

 Kreis Kosten – Wikipedia Storchnest - südlich der Stadt Kosten (Kościan) bzw. ca. zehn Kilometer nordöstlich von Lissa (Leszno) - ist das polnische Osieczna mit derzeit ca. 2.400 Einwohnern (Ausschnitt aus hist. Karte, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Polen' mit Osieczna rot markiert, aus: commons.wikimedia.org gemeinfrei).

 

In Storchnest sollen bereits in der zweiten Hälfte des 17.Jahrhunderts einige jüdische Familien gelebt haben; ein allererster Nachweis jüdischer Anwesenheit im Ort stammt aus dem Jahre 1637. Die jüdische Bevölkerung konzentrierte sich in einem Viertel im südöstlichen Teil nahe des Sees. Seitens des Stadtherrn waren den Juden weitreichende Privilegien zugestanden worden, die sie in die Lage versetzten, mit Gütern aller Art innerhalb und außerhalb des Ortes zu handeln, Wohneigentum zu erwerben und Handwerke auszuüben.

Bei einem Großbrand, der 1793 den größten Teil der Ortschaft vernichtete, wurden viele Bewohner obdachlos; eine Petition an den preußischen König – sowohl von christlicher als auch von jüdischer Seite verfasst -, dem schwer getroffenen Ort zu helfen, wurde abschlägig befunden.

Auch das jüdische Bethaus war in Flammen aufgegangen. Ein aus Holz erstellter Nachfolgebau wurde wenige Jahre später errichtet; um 1880 war dieser baufällig und wurde abgerissen. Gottesdienste der kleiner gewordenen Gemeinde wurden fortan in privaten Räumen abgehalten.

Auf einem Hügel direkt am See wurde im 18.Jahrhundert eine Begräbnisstätte angelegt, die mit einem Zaun umfriedet war. Die letzte Beerdigung auf diesem ca. 2.500 m² großen Gelände fand im Jahr 1900 statt.

Juden in Storchnest:

--- um 1675 ...................... ca.  70 Juden,

--- 1775 ......................... ca. 140   “  (ca. 18% d. Bevölk.),

--- 1793 ............................  114   “  (ca. 14% d. Bevölk.),

--- 1840 ......................... ca. 250   “  (ca. 20% d. Bevölk.),

--- 1861 ............................  135   “  ,

--- 1878 ............................   98   “  ,

--- 1895 ............................    6   “  ,

--- 1920 ............................    2   "  .

Angaben aus: Osieczna, in: sztetl.org.pl

http://fotopolska.eu/foto/723/723530.jpg Ansicht von Storchnest, Bildpostkarte (Abb. fotopolska.eu)

 

Noch Mitte des 19.Jahrhunderts zählte die Judenschaft von Storchnest mehr als 200 Köpfe; jeder 5.Bewohner des Ortes war damals mosaischen Glaubens. Wenige Jahre später ergriff eine Emigrationswelle den jüdischen Bevölkerungsteil; Ziele waren zum einen die Metropole Berlin und zum anderen der nordamerikanische Kontinent.

Um die Wende zum 20.Jahrhundert hatte sich die Gemeinde bereits aufgelöst. Während der Zwischenkriegszeit lebte nicht ein einziger jüdischer Einwohner mehr in Osieczna.

 

Trotz der Zerstörung des jüdischen Friedhofs – z.T. wurden Grabsteine für den Wegebau benutzt – wurden in jüngster Zeit zufällig wieder alte Grabmale aufgefunden, die zunächst im Distriktmuseum von Leszlo (ehem. Lissa) einen Platz fanden. Im Jahre 2005 brachte man die Grabsteine wieder zurück nach Osieczna, wo sie an einer Mauer nahe des ehemaligen Friedhofsgeländes angebracht wurden.

       

 

 

Weitere Informationen:

A.Heppner/J.Herzberg, Aus Vergangenheit und Gegenwart der Juden und der jüdischen Gemeinden in den Posener Landen, Koschmin - Bromberg 1909

Osieczna, in: sztetl.org.pl  

J. Marczak/K. Bielawski (Red.), Jüdischer Friedhof in Osieczna, in: kirkuty.xip.pl