Sultz unterm Wald (Elsass)

Kreise Hagenau und Weissenburg.png Der niederelsässische Ort Sul(t)z unterm Wald - derzeit ca. 3.000 Einwohner zählend- ist das französische Soultz-sous-Forêt - ca. 20 Kilometer südlich von Weißenburg (Wissembourg) gelegen (Ausschnitt aus hist. Landkarte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei).

 

Seit dem 17. Jahrhundert existierte in dem zwischen Weißenburg und Haguenau gelegenen Ort Sultz unterm Wald eine jüdische Gemeinde; doch bereits Mitte des 14.Jahrhunderts ist die Existenz einiger weniger jüdischer Familien nachweisbar.

Als Ersatz für ein älteres Gebäude ließ die hiesige Judenschaft Ende der 1830er Jahre ein neues Gotteshaus bauen; dieses wurde - nach mehrfacher Restaurierung - abgebrochen, um einem ansehnlichen Neubau Platz zu machen; dieser wurde im Spätherbst 1897 eingeweiht.

                                            Synagoge in Sultz unterm Wald (Ausschnitt aus einer hist. Bildpostkarte)

Verstorbene Gemeindeangehörige wurden bis 1881 auf dem jüdischen Friedhof in Hagenau (Haguenau), der zentralen Begräbnisstätte der Region, beerdigt; erst danach stand am Ortsrande ein eigenes Beerdigungsareal zur Verfügung, das bis auf den heutigen Tag als solches genutzt wird.

Jüdisches Begräbnisgelände (Aufn. J. Hahn, 2004) http://www.alemannia-judaica.de/images/Alsace%202/Soultz%20sous%20forets%20Cimetiere%20104.jpg

In den Jahren von 1865 bis 1930 war Sultz Sitz eines Rabbinats.

Juden in Sultz (Soultz-sous-Forêt):

         --- um 1785 ................... ca.  35 jüdische Familien (ca. 165 Pers.),

    --- 1807 .......................... 172 Juden,

    --- 1846 .......................... 415   “  ,

    --- 1865 .......................... 415   “  ,

    --- 1870 .......................... 304   “  ,

    --- 1910 .......................... 173   “  ,

    --- 1936 .......................... 116   “  ,

    --- 1953 ..........................  55   “  ,

    --- 1965 ...................... ca.  20   “  .

Angaben aus: Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, S. 43

hist. Postkarte, um 1910 (aus: commons.wikimedia.org, CCO)

 

Nachdem in den 1860er Jahren die Zahl der Gemeindeangehörigen mit mehr als 400 Personen ihren Höchststand erreicht hatte, setzte nun eine stete Abwanderung von Juden aus Sultz ein. Mitte der 1930er Jahre lebten dann nur noch etwa 120 Juden in der Stadt.

Im Gefolge der deutschen Besetzung mussten die verbliebenen Juden den Ort verlassen; sie wurden nach Südfrankreich deportiert, und von dort zumeist in die Vernichtungslager abtransportiert, in denen zahlreiche ums Leben kamen.

Hinweis: Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem zu den während der Kriegsjahre deportierten/ermordeten Juden aus Sultz unterm Wald sind wegen der Namensgleichheit zum Ort Soultz (Oberelsass) nicht immer eindeutig.

Nur wenige Überlebende kehrten 1945 nach Soultz-sous-Forêt zurück.

Im Zweiten Weltkrieg war das Synagogengebäude schwer in Mitleidenschaft gezogen worden; wenige Jahre nach Kriegsende wurde es teilweise wiederhergestellt.

 Schwerbeschädigtes Synagogengebäude (Aufn. J. Hahn, 1987)


 nach der Restaurierung (Aufn. C., 2011, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0  und  G. Eichmann, 2019, aus: commons.wikimedia.org 4.0)

Ab Anfang der 1960er Jahre diente die Synagoge jüdischen Zuwanderern aus Nordafrika als gottesdienstlicher Mittelpunkt; doch seit den 1990er Jahren wird das im Besitz der Kommune befindliche Gebäude - es gehört inzwischen zu den schützenswerten Baudenkmälern - zu kulturellen Zwecken genutzt.

 

 

 

Zum Rabbinat Surbourg-Soultz-sous-Forêt gehörte die kleine jüdische Gemeinschaft in Wörth an der Sauer (frz. Woerth sur Sauer). Die Ansiedlung jüdischer Familien ging in die Zeit des 17.Jahrhunderts zurück; um 1785 lebten hier zehn Juden mit ihren Familien. Nach vorübergehendem Bevölkerungsrückgang zählte man 1910 wieder 40 jüdische Bewohner, Mitte der 1930er Jahre fast ebenso viele. Drei von ihnen wurden Opfer der „Endlösung“.

  Ehem. Synagoge (Aufn. B. Kukatzki, 2011)

Das bis heute erhaltene kleine Synagogengebäude wurde 1920 errrichtet. Der Stein über dem Eingang ist mit der Jahreszahl 5448 versehen, was 1738 entspricht; er stammt vermutlich von einem früher hier existierenden Bethaus. Der letzte Gottesdienst fand 1963 statt.

 

 

In Kutzenhausen gab es eine winzige israelitische Gemeinde, deren Anfänge ins 18.Jahrhundert zurückreichen. Im 19.Jahrhundert erreichte die Zahl ihrer Angehörigen gerade einmal 50 Personen (1861); um 1910 lebten im Dorf nur noch neun jüdische Bewohner; 20 Jahre später hatte alle das Dorf verlassen bzw. waren verstorben. Noch zu Beginn der 1880er Jahre (?) sollen die wenigen jüdischen Familien eine neue Synagoge gebaut haben.

Das ehemalige jüdische Schulgebäude u. Synagoge sind erhalten geblieben und befinden sich in einem guten baulichen Zustand.

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Hinweis: Im gleichnamigen, nördlich von Mülhausen (Mulhouse) gelegenen Soultz (Département du Haut-Rhin) gab es auch eine jüdische Gemeinde, die zu Beginn des 19.Jahrhunderts ihre Blütezeit besaß. 
vgl. Sultz/Oberelsass             

 

 

Weitere Informationen:

Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, Jerusalem 1992

Germania Judaica, Band III/2, Tübingen 2003, S. 1443/1444

Eliane de Thoisy (Hrg.), Le Judaisme Alsacien. Histoire, Patrimoine, Traditions, Straßbourg 1999

Soultz-sous-Forêt, in: alemannia-judaica.de (mit zahlreichen Dokumenten zur jüdischen Lokalhistorie, insbes. zum hiesigen Rabbinat)

Daniel Gerson, Die Kehrseite der Emanzipation in Frankreich. Judenfeindschaft im Elsass 1778 bis 1848, hrg. vom Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin, Klartext-Verlag, Essen 2006, S. 166 f.

Canton de Reichshoffen (Hrg.), Die Geschichte der 15 Synagogen im Canton Reichshoffen, online abrufbar unter: reichshoffen.free.fr/Comple/15synagogues.html

Jean-Claude Streicher (Bearb.), Große und kleine jüdische Gemeinden im Sulzerland, in: judaisme-sdv-fr. (März 2022)