Tabor (Böhmen)

Map cz Tábor kroton.svg Města a obce online

Tábor ist - verglichen mit vielen anderen Städten Tschechiens - relativ jung; gegründet wurde es 1420 von den Hussiten und als Bollwerk gegen die katholischen Gebiete ausgebaut. In Tábor lebten nur Anhänger Jan Hus, und zwar strikt nach dem Gemeinschaftsprinzip. Auf Grund ihrer Lage war die Stadt schwer einnehmbar; auch war sie mit kilometerlangen Katakomben untertunnelt. Obwohl die Hussiten letztendlich unterlagen und Böhmen rekatholisiert wurde, ist Tabor nicht zerstört worden. Im 16.Jahrhundert war Tabor eine blühende Handelsstadt

Die heute aus zahlreichen Ortsteilen bestehende tschechische Stadt Tabor besitzt derzeit insgesamt ca. 35.000 Einwohner (Kartenskizze 'Tschechien' mit Tabor rot markiert, K. 2005, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0  und  Skizze der Region um Tabor aus: mesta.obce.cz).

Tabor (Merian).jpg

 Stadtansicht von Tabor, um 1650 (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

Jüdische Handelsleute in Tabor werden erstmals um 1550 erwähnt; damals durften Juden sich nur tagsüber in der Stadt aufhalten. Etwa acht Jahrzehnte später gründete sich hier eine jüdische Gemeinde, die ab 1630/1640 nachweislich über eine Synagoge verfügte. Seit 1634 gab es eine eigene Begräbnisstätte.

Während des 17.Jahrhunderts versuchten die städtischen Behörden mehrfach, die Juden aus der Stadt zu drängen. Ebenfalls misslang der Versuch, die Familien in einem Ghetto innerhalb Tabors unterzubringen; allerdings wurde eine Reglementierung der Familienzahl auf acht festgelegt; dies galt bis in die Mitte des 18.Jahrhunderts. Die jüdischen Familien bestritten ihren Lebensunterhalt im Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen, später übten sie die verschiedensten Handwerke aus.

Der erste Gebetraum soll gegen Mitte des 17.Jahrhunderts in einem Privathause eingerichtet worden sein; nach einem zwischenzeitlichen Umbau wurden Gottesdienste hier bis 1885 abgehalten. Danach stand für die auf mehrere hundert Angehörige angewachsene Gemeinde eine neue Synagoge zur Verfügung; der in den Jahren 1883/1885 erfolgte Bau war im orientalischen Stile ausgeführt.

                                      Synagoge in Tabor (hist. Aufn., um 1905, Stadtarchiv)

Etwa zeitgleich legte die Gemeinde einen zweiten Begräbnisplatz an und eröffnete eine eigene Elementarschule.

                  Eingang zum jüdischen Friedhof (Aufn. 1935) 

Juden in Tabor:

    --- 1618 .............................     2 jüdische Familien,

    --- 1653 .............................     8     “        “   ,

    --- 1725 .............................     8     "        "   ,

    --- 1769 .............................    18     “        “   ,

    --- 1830 ......................... ca.    30     “        “   ,

    --- 1840 .............................   212 Juden,

--- 1884 .............................   455   “  ,

--- 1893 .............................   683   "  ,

--- 1921 ......................... ca.   400   "  ,

    --- 1933 .............................   265   “  ,

    --- 1941 ......................... ca. 2.300   "  ,*         * aus der gesamten Region

    --- 1944 (Dez.) .................. ca.   200   "  .**       ** "in Mischehe" lebende Juden

Angaben aus: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 3), S. 1283

und                 Jiří Fiedler, Jewish Sights of Bohemia and Moravia, S. 175

und                 The Jewish Community of Tabor, hrg. Beit Hatfutsot – The Museum of the Jewish People

Ringplatz um 1890 (Abb. Ignác Šechtl, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)

 

Ab Ende des 19.Jahrhunderts setzte die Abwanderung der jüdischen Familien aus Tabor in die größeren Städte ein; Anfang der 1920er Jahre zählte die Gemeinde – einschließlich umliegender Dörfer – noch etwa 400 Angehörige.

Nach dem Ersten Weltkrieg bekannten sich immer mehr Juden in Tabor zur tschechischen Nation.

Zwei Jahre nach der deutschen Okkupation 1940 wurde die Synagoge geschlossen; die beiden israelitischen Friedhöfe wurden eingeebnet. 1942 begannen die Besatzungsbehörden mit der systematischen „Aussiedlung“ der Juden aus der Region Tabor; die Stadt diente dabei als Sammelplatz für die jüdischen Bewohner des Umlandes; so sollen im Herbst 1941 etwa 2.300 Juden aus der Region in Tabor registriert gewesen sein. Von Tabor wurden sie ins Ghetto Theresienstadt gebracht; die meisten von ihnen mussten dann von hier direkt den Weg ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau antreten. 1943 wurden allein drei Deportationstransporte "abgewickelt". 

 

Nur etwa 200 „in Mischehe“ verheiratete Juden überlebten die Kriegsjahre in Tabor; 17 Deportierte überlebten und kehrten zurück.

Nach Kriegsende wurde eine neue israelitische Gemeinde ins Leben gerufen, die allerdings bald in einen Synagogenverein umgewandelt wurde; dieser bestand bis Anfang der 1970er Jahre. Der Abriss des maroden Synagogengebäudes erfolgte gegen Ende der 1970er Jahre.

                                               Abbruch des Synagogengebäudes  

An die mehr als 150 jüdischen Opfer aus Tabor erinnert ein Denkmal am Stadtrand.

Außer wenigen Grabrelikten, einem Gedenkstein und einem Denkmal ist das Gelände des alten jüdischen Friedhofs kaum als solches zu erkennen.

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Zugangspforte zum alten Friedhof  und  Denkmal (Aufn. Jitka Erbenová, 2011, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

Das Areal des neuen Friedhofs stellt sich heute als eine Grünanlage inmitten von Wohnbebauung dar; eine Stele erinnert hier an die jüdische Geschichte dieser Fläche.

Denkmal – neuer jüdischer Friedhof (Aufn. Jitka Erbenová, 2011, aus: wikimedia.org) Nový židovský hřbitov v Táboře - stéla 2.jpg

 

 

 

In der Ortschaft Patzau (tsch. Pacov, derzeit ca. 5.000 Einw.) - etwa 20 Kilometer nordöstlich von Tabor gelegen - sollen sich erstmals Mitte des 16.Jahrhunderts jüdische Familien aufgehalten haben. Die im Laufe des 19.Jahrhunderts angewachsene Gemeinde umfasste zur Jahrhundertwende etwa 160 Angehörige; danach war deren Zahl rückläufig; 1930 waren es noch ca. 100 Gemeindemitglieder. Die noch in Patzau lebenden jüdischen Bewohner wurden 1942 deportiert.

  Synagoga Pacov 11.jpg 

Ehem. Synagogengebäude in Pacov - Innenraum, Aufn. vor 1939 (Abb. J. Erbanová, 2012, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

Die längst profanierte Synagoge befindet sich heute in einem baufälligen Zustand.

Ehem. Synagogengebäude (Aufn. J. Erbenovà, 2012, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

Vom jüdischen Friedhof, der bereits um 1680 angelegt worden war (am nordöstlichen Stadtrand gelegen), sind neben wenigen alten Grabsteinen (aus der Mitte des 17.Jahrhunderts) vor allem solche aus dem 19./20.Jahrhundert zu finden.

Soubor:ŽH Pacov 24.jpg

Jüdischer Friedhof Pacov (beide Aufn. J. Erbenová, 2012, in: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

In Pacov erinnern vier "Stolpersteine" an Angehörige der jüdischen Familie Weiner, die 1942/43 nach Theresienstadt deportiert und von dort aus ins Vernichtungslager Auschwitz verschleppt und dort ermordet wurde.

Stolperstein für Victor Weiner.JPGStolperstein für Marie Weinerová.JPGStolperstein für Elsa Weinerová.JPGStolperstein für Hana Weinerová.JPG Aufn. Chr. Michelides, 2015, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0

 

 

 

Im ca. 30 Kilometer entfernten, nördlich von Tabor gelegenen Woditz (auch. Wotitz, tsch. Votice, derzeit ca. 4.500 Einw.) hatten jüdische Familien bereits im 16.Jahrhundert eine Gemeinde gebildet, die damals zu eine der größten in Böhmen zählte; um 1725 lebten in Woditz fast 60 jüdische Familien. Sie verdienten ihren Lebenserwerb im Handel mit Wolle, Leder und Flachs, später auch im Viehhandel. - Mehrere Großbrände zerstörten 1661, 1693 und 1724 das jüdische Wohngebiet, das aber immer wieder aufgebaut wurde. - Ab Mitte des 19.Jahrhunderts zählten die meisten im Ort lebenden Juden zur bürgerlichen Mittelschicht und waren vollständig in das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben der Stadt integriert. Um 1870 lebten etwa 340 Juden in Wotitz; infolge von Abwanderung waren es 1930 nur noch 76. Hier verbliebene jüdische Familien wurden Ende 1942 via Theresienstadt in die Vernichtungslager deportiert.

Eine jüdische Gemeinde bildete sich in Votice nach 1945 nicht wieder; das Synagogengebäude wurde 1949 abgerissen.


Jüdischer Friedhof in Votice (Aufn. J. Erbenová, 2012, in: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

 

 

 

In Babčice, einem heutigen Ortsteil der Kommune Vodice u Tàbora mit derzeit kaum 200 Einwohnern. erinnert noch das zu einem Wohnhaus umgebaute Synagogengebäude (erbaut um 1860) an die ehemalige jüdische Gemeinschaft des Dorfes. Zudem ist noch ein um 1840 angelegter jüdischer Friedhof zu finden, der ca. 200 Grabsteine aufweist; der älteste Stein datiert von 1841.

Taharahaus (Aufn. J. Erbenová, 2012, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

 

 

 

In Tschernowitz (tsch. Cernovice, derzeit ca. 1.800 Einw.) - etwa 20 Kilometer östlich von Tabor gelegen - ist eine jüdische Gemeinde seit 1723 urkundlich belegt; doch dürften sich schon Jahrzehnte vorher Juden im Ort aufgehalten haben, da der jüdische Friedhof bereits im Laufe des 17.Jahrhunderts angelegt worden war. Im 19.Jahrhundert sollen hier durchschnittlich 15 jüdische Familien gelebt haben. Während der NS-Okkupation wurden fast alle Angehörigen der kleinen jüdischen Gemeinde deportiert und ermordet. Abgesehen von wenigen Relikten des zerstörten jüdischen Friedhofs und dem jüngst restaurierten Taharahaus erinnert heute kaum noch etwas an die jüdische Ortsgeschichte. Anlässlich des 60.Jahrestages der Deportation wurde 2002 in Cernovice eine Gedenkstätte eingeweiht.

Das einstige Synagogengebäude wurde zu einem Wohnhaus umgebaut, das heute keine sichtbaren Spuren seiner einstigen Nutzung mehr zeigt.

                    Ehem. Synagoge (Aufn. 1939; aus: wikipedia.org)

 

 

 

In Radenín – ca. 12 Kilometer südöstlich von Tabor – befindet sich nördlich des von derzeit ca. 600 Menschen bewohnten Dorfes ein jüdischer Friedhof, dessen Ersterwähnung in der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts erfolgte; doch vermutlich ist dieser Begräbnisplatz schon im 17.Jahrhundert angelegt worden. Auf dem ca. 1.400 m² großen Areal sind heute noch etwa 300 Grabsteine erhalten, die für verstorbene Juden aus Gemeinden der Region aufgestellt worden sind.

Seit Ende der 1950er Jahre ist der jüüdische Friedhof von Radenín als „schützenswertes Kulturdenkmal“ aufgelistet.


Aufn. J. Erbenová, 2009, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0

 

 

In Miskowitz (tsch. Myslkovice, derzeit ca. 400 Einw.), einem Dorfe ca. 15 Kilometer südöstlich von Tabor, ist jüdische Ansässigkeit erstmals um 1650 nachgewiesen; eine Gemeinde gründete sich hier in der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts. Vermutlich um 1770 wurde der Friedhof angelegt; etwa zur gleichen Zeit richteten die Familien ihre Synagoge ein.

                          Verfallenes Synagogengebäude in Miskowitz/Myslkovice (Aufn. ?)

Mit dem Zuzug galizischer Juden (um 1800) vergrößerte sich die Gemeinde ganz erheblich: mit fast 500 Personen (in ca. 65 Familien) stellte die Judenschaft bald mehr als die Hälfte der Dorfbevölkerung. In einem Teil des Dorfes lag der Schwerpunkt jüdischer Niederlassung. Nach 1850 setzte deren Abwanderung in größere Städte ein; 1890 lebten in Miskowitz nur noch ca. 70 Juden. Nach dem Ersten Weltkrieg löste sich die Gemeinde schließlich auf; die wenigen verbliebenen Angehörigen schlossen sich ihren Glaubensgenossen in Sobieslau (Sobeslav) an.

Der jüdische Friedhof ist im wesentlichen erhalten geblieben.

Zugang zum jüdischen Friedhof in Myslkovice/Miskowitz und Grabstätten (Aufn. Jitka Erbenová, 2011, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

 

 

 

In der kleinen Ortschaft Tutschap (tsch. Tučapy, derzeit ca. 800 Einw.) - knapp 20 Kilometer südöstlich von Tabor - gründete sich eine jüdische Gemeinde um 1700; zu welchem Zeitpunkt sich erstmals hier Juden ansässig machten, ist nicht bekannt. Während des 19.Jahrhunderts besaß der Ort eine der größten jüdischen Siedlungen in der Region Sobieslau//Soběslav. Hatten 1723 hier zwölf jüdische Familien ihren Wohnsitz, so war ihre Anzahl  bis ca. 1850 auf 30 Familien angestiegen. In der ersten Hälfte des 19.Jahrhundert erbaute man eine Synagoge, die einen alten Betraum ersetzte. Nach dem Ersten Weltkrieg waren die Zahl der Gemeindeangehörigen drastisch abgesunken; um 1920 löste sich die Gemeinde schließlich auf; die verbliebenen Angehörigen schlossen sich den Juden in Sobieslau (Sobeslav) an.

Am südlichen Ortsrand erinnert noch heute ein um 1715 angelegter Friedhof mit einem Taharahaus an Verstorbene der ehemaligen jüdischen Gemeinde; etwa 300 Grabsteine sind noch erhalten, die ältesten stammen von 1737.

        Židovský hřbitov Tučapy - staré náhrobky.jpghttps://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/cc/%C5%BDidovsk%C3%BD_h%C5%99bitov_Tu%C4%8Dapy_-_n%C3%A1hrobek_s_kv%C4%9Btem.jpg

Friedhofsgelände und einer der ältesten Grabsteine (Aufn. J. Erbenová, 2011, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0) 

 

 

Erst im ausgehenden 19.Jahrhundert gründete sich in Sobieslau oder Sobeslau (tsch. Soběslav, derzeit ca. 7.000 Einw.) - etwa 20 Kilometer südlich von Tabor - eine israelitische Gemeinde; doch bereits in den Jahrzehnten zuvor hatten hier jüdische Familien gelebt. Um 1930 setzte sich die kleine Gemeinde aus ca. 80 Angehörigen zusammen. Ende 1942 wurden die in Sobieslau verbliebenen Juden - via Tabor und Theresienstadt - nach Auschwitz-Birkenau deportiert.

 

 

In Jung Woschitz (tsch. Mladá Vožice, derzeit ca. 2.700 Einw.) – etwa 20 Kilometer nordöstlich von Tabor gelegen – gab es seit ca. 1700 eine jüdische Gemeinde. Ein aus dieser Anfangszeit stammende Synagoge wurde nach 1850 durch einen Neubau ersetzt.

Synagoge in Jung-Woschitz/Mladá Vožice (Abb. aus:zanikleobce,cz)

In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg setzte sich die Gemeinde aus mehr als 250 Angehörigen zusammen. Regelmäßige gottesdienstliche Zusammenkünfte fanden hier bis Kriegsbeginn statt. Spätestens 1941 wurde die Synagoge von den NS-Behörden geschlossen. Die jüdischen Einwohner wurden Ende 1942 - via Tabor - nach Theresienstadt verfrachtet; von hier wurden die meisten zwei Monate später nach Auschwitz und Maly Trostinez deportiert und ermordet. - Nach dem Zweiten Weltkrieg verfiel das Gebäude und wurde um 1960 abgerissen. An einem auf dem Gelände der ehemaligen Synagoge stehenden Wohnhaus ist eine kleine Tafel angebracht, die an die Opfer der Shoa erinnert.

Der von der jüdischen Gemeinde genutzte Friedhof lag etwa vier Kilometer von der Ortschaft entfernt, und zwar auf dem Territorium der Kommune Běleč.* Auf einer Fläche von nahezu 3.000 m² findet man auf dem von einer Bruchsteinmauer umfriedeten Begräbnisplatz derzeit noch mehr als 150 Grabsteine.

*In Běleč selbst gab es keine israelitische Gemeinde.

Běleč - židovský hřbitov - náhrobky v JV rohu.jpg

Taharahaus - Friedhofsgelände bei Běleč (Aufn. J. Erbenová, 2010, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

 

 

In der ca. 15 Kilometer südwestlich von Tabor gelegenen Ortschaft Bechin, auch Beching (tsch. Bechyne, derzeit ca. 5.100 Einw.) lebten ab dem Ausgang des 16.Jahrhunderts einige wenige jüdische Familien. Gegen Ende des 19.Jahrhunderts – zu ihrer Blütezeit - setzte sich die Gemeinde aus ca. 140 Mitgliedern zusammen; im Jahre 1930 waren es dann nur noch ca. 30 Personen. Die wenigen, nach der deutschen Okkupation verbliebenen Juden Bechins wurden im November 1942 nach Theresienstadt verfrachtet; von hier aus erfolgte ihre Deportation nach Auschwitz; keiner von ihnen soll überlebt haben.

Das ehemalige Synagogengebäude ist bis heute erhalten – zwischenzeitlich hatte ein Brand das Haus teilzerstört - und dient seit 1973 als Stadtmuseum; 2007/2008 erfolgte die letzte Restaurierung des Hauses.

Bechyně - bývalá synagoga v Široké 02.jpg

Ehemaliges Synagogengebäude (Aufn. Czeva, 2014, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0  und  GFreihalter, 2017, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

Auf dem jüdischen Friedhof - er war am Fuße der Stadtmauer im ersten Viertel des 17.Jahrhunderts angelegt worden - findet man noch einige, z.T. bereits in den Boden versunkene Grabsteine.

 Ummauerter jüdischer Friedhof (Aufn. J. Erbenová, 2011, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)   -  alte Gräber (aus: wikimapia.org)

 

 

Im Dorfe Stachletz (tsch. Stádlec, derzeit ca. 550 Einw.) – etwa 15 Kilometer südwestlich von Tábor – bildete sich im beginnenden 19.Jahrhundert eine kleine jüdische Gemeinde, die ihren zahlenmäßigen Zenit mit ca. 20 Familien um 1850/1860 hatte. Danach begann die Abwanderung in größere Städte.

Um 1820 hatte die hiesige Judenschaft ihren Friedhof angelegt; etwa 20 Jahre später erbaute man ein Synagogengebäude.

Um 1930 lebten nur noch sechs Personen mosaischen Glaubens im Ort.

Der kleinflächige Friedhof mit seinen wenigen Steinen ist heute von der Vegetation fast völlig überwuchert. Das einstige Synagogengebäude dient heute als Kulturhaus bzw. Kino.

Synagoga Stádlec 05.jpg Aufn. J. Erbenová, 2013, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0)

 

 

Weitere Informationen:

Frantisek Kroupa (Bearb.), Geschichte der Juden in Tabor, in: Hugo Gold (Hrg.), Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart, Brünn /Prag 1934, S. 621 - 629

Jiří Fiedler, Jewish Sights of Bohemia and Moravia, Prag 1991, S. 122/123 (Miskowitz), S. 175/176 (Tabor), S. 187/188 (Tučapy)

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust, New York University Press, Washington Square, New York 2001, Vol.2, S. 832 (Mlada Vozice) u. S. 960/961 (Pacov) und Vol. 3, S. 1283 (Tabor) und S. 1414 (Votice)

The Jewish Community of Tabor, Hrg. Beit Hatfutsot – The Museum of the Jewish people, online abrufbar unter: dbs.bh.org.il/place/tabor

The Jewish Community of Votice (Wotitz), Hrg. Beit Hatfutsot – The Museum of the Jewish People, online abrufbar unter: dbs.bh.org.il/place/votice

Michaela Kral, Auswirkungen des Familiantengesetzes auf eine jüdische Familie in der südböhmischen Stadt Patzau zwischen 1726 und 1849. Eine Fallstudie, in: "Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung", 53/1 (2004), S. 83 - 98

Jewish Families from Votice (Wotitz), Bohemia, Czech Republic, online abrufbar unter: geni.com/projects/Jewish-Families-of-Votice-Wottitz-Czech-Republic/14883

Jewish Families from Radenin, Bohemia, Czech Republic, online abrufbar unter: geni.com/projects/Jewish-Families-of-Radenin-Czech-Republic/32274

Jewish Families from Myslkovice (Miskowitz), Bohemia, Czech Republic, online abrufbar uner: geni.com/projects/Jewish-Families-from-Myslkovice-Miskowitz-Bohemia-Czech-Republic/15107

The Jewish cemetery of Myslkovice, online abrufbar unter: commons.wikimedia.org/wiki/Category:Jewish_cemetery_in_Myslkovice (mit diversen Aufnahmen vom Friedhof)

Synagoga v Tučapech, online abrufbar unter: cs.wikipedia.org/wiki/Synagoga_v_Tučapech

Jewish Families of Tučapy, Bohemia, Czech Republic, online abrufbar unter: geni.com/projects/Jewish-Families-from-Tu%25C4%258Dapy-Tutschap-T%25C3%25A1bor-South-Bohemia-Czechia/12679

Jewish Families from Mladá Vožice (Jungwoschitz, Jung Woschitz), Bohemia, Czech Republic, online abrufbar unter: geni.com/projects/Jewish-Families-from-Mlad%25C3%25A1-Vo%25C5%25BEice-Bohemia-Czech-Republic/39486

Pavel Frýda, Jung-Woschitz-Synagoge (Mladá Vožice-synagoga) - Židé a synagoga v Mladé Vožici, online abrufbar unter: zanikleobce.cz/index.php?lang=d&detail=1455701

The Jewish Community of Bechyne (Bechin), Hrg. Beit Hatfutsot – The Museum of the Jewish People, online abrufbar unter: dbs.bh.org.il/place/bechyne

Jewish Families from Stadlec (Stachletz), Bohemia, Czech Republic, online abrufbar unter: geni.com/projects/Jewish-Families-of-Stádlec-Stahletz-Bohemia-Czech-Republic/people/42356

Jewish Families from Soběslav (Sobieslau), Bohemia, Czech Republic, online abrufbar unter: geni.com/projects/Jewish-families-from-Sob%25C4%259Bslav-Sobieslau-Bohemia-Czech-Republic/15221

Kateřina Čapková /Hillel J. Kieval (Hrg.), Zwischen Prag und Nikolsburg. Jüdisches Leben in den böhmischen Ländern, in: "Veröffentlichungen des Collegium Carolinum", Band 140, München 2020, u.a. S. 393