Tobitschau (Mähren)
Tobitschau - etwa zwölf Kilometer westlich von Prerau (Přerov) gelegen - besaß die Stadtrechte seit 1470; die Ortschaft ist das tschechische Tovačov mit derzeit ca. 2.500 Einwohnern (Karte von 1716 mit Tobitschau am oberen Kartenrand, aus: wikimedia.org, gemeinfrei und Ausschnitt aus hist. Landkarte um 1900 mit T. am linken Kartenrand, aus: wikipedia.org, PD-alt-100 und Kartenskizze 'Tschechien' mit Tovačov rot markiert, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).
Die ersten Ansiedlungen von Juden in Tobitschau reichen vermutlich bis ins beginnende 16.Jahrhundert zurück; der erste urkundliche Nachweis stammt von 1549. Im 18.Jahrhundert soll der Ort eine jüdische Gemeinde besessen haben, die sich aus bis zu 25 Familien zusammensetzte; diese bewohnte seit Anbeginn einen Ghettobezirk, der aus ca. 30 Häusern bestand.
Ein Synagogengebäude aus der Mitte des 18.Jahrhundert, dann mehrfach umgebaut im Laufe des 19.Jahrhunderts diente der um 1850/1860 relativ großen Kultusgemeinde als gottesdienstlicher Mittelpunkt.
Ihre Verstorbenen fanden auf einem eigenen, um 1650 erstmals erwähnten Beerdigungsgelände ihre letzte Ruhe; zuvor hatte es hier bereits einen Friedhof gegeben, dessen Alter aber unbekannt ist.
Juden in Tobitschau:
--- 1851 ......................... 194 Juden,
--- 1869 ......................... 244 “ (ca. 15% d. Bevölk.),
--- 1900 ......................... 133 “ (ca. 5% d. Bevölk.),
--- 1930 ......................... 52 “ ,
--- 1940 ..................... ca. 50 “ .
Angaben aus: Jiří Fiedler, Jewish Sights of Bohemia and Moravia, S. 183
Blick auf das mährische Tobitschau/Tovačov (hist. Aufn.)
Gegen Mitte der 1930er Jahre wurde die auf wenige Familien zusammengeschrumpfte Gemeinde offiziell aufgelöst, die verbliebenen Personen schlossen sich der Kojeteiner Gemeinde an.
Die noch im Ort verbliebenen jüdischen Bewohner wurden in zwei Transporten im September 1941 und Juni 1942 nach Theresienstadt deportiert. Wochen nach ihrer Ankunft wurden sie in die Todeslager nach Maly Trostinec bzw. Treblinka geschickt; keiner soll überlebt haben.
In den 1950er Jahren wurde das Synagogengebäude abgerissen.
Der jüdische Friedhof mit -halle blieb dagegen bestehen. Auf einer Fläche von ca. 3.000 m² sind heute noch fast 300 Grabsteine vorhanden.
Friedhofshalle und -gelände (beide Aufn. Lehotsky, 2013, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0)
Weitere Informationen:
Heinrich Flesch, Aus dem Pinax von Tobitschau, in: "Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte der Juden in der Tschechoskowakei", Bd. 3/1931, S. 257 – 276
Jiří Fiedler, Jewish Sights of Bohemia and Moravia, Prag 1991, S. 183/184
Jaroslav Klenovský, Památky židovské obce tovacovské [Jüdische Denkmäler der Gemeinde Tovacov / Tobitschau], Olomouc 1996
The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 3), New York University Press, Washington Square, New York 2001, S. 1318
Miroslav Marada, The Oldest Tombstones in the Jewish Cemetery of Tovačov (Tobitschau), in: "Judaica Bohemiae", No.40/2004, S. 125 - 141
Jewish Families from Tovacov (Tobitschau), Moravia, Czech Republic, online abrufbar unter: geni.com/projects/Jewish-Families-from-Tovacov-Tobitschau-Moravia-Czech-Republic/13137