Sorau (brandb. Neumark)

  Landkreis Sorau (Lausitz) – WikipediaundefinedSorau (poln. Żary, sorbisch Žarow) - jenseits der Oder südöstlich von Guben gelegen - ist mit derzeit ca. 37.000 Einwohnern das Zentrum des polnischen Teils der Niederlausitz (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Polen' mit Żary rot markiert, Y. 2006, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

In Sorau haben jüdische Familien seit Ende des 18.Jahrhunderts dauerhaft gelebt. Möglicherweise haben sich aber bereits im 14.Jahrhundert vereinzelte Familien kurzzeitig hier aufgehalten; ebenfalls liegen Hinweise für die Zeit um 1540 und solche für die Zeit des Dreißigjährigen Krieges vor; doch immer wieder fanden hier Vertreibungen statt.

Sorau Sorau, um 1840 (Abb. aus: wikisource,org)

Die Wurzeln einer neuzeitlichen Gemeinde bildeten sich um 1820, als zwei Juden in Sorau sich niederlassen und ihrem Gewerbe nachgehen durften. Die bis Mitte des 19.Jahrhundert sehr kleine jüdische Gemeinschaft war derzeit der Kultusgemeinde in Guben angeschlossen. Als die Zahl der Sorauer Juden zunahm, konstituierte sich eine eigene Gemeinde, die um 1880 immerhin mehr als 150 Angehörige zählte.

Eine Synagoge an der Wilhelmstraße und ein Beerdigungsgelände – letzteres wurde gegen Mitte des 19.Jahrhunderts angelegt - waren gemeindliches Eigentum.

                      Juden in Sorau:

--- 1819 ...........................    18 Juden,

--- 1849 ...........................    50   “  ,

--- 1871 ...........................   120   "  ,

--- 1880 ...........................   154   “  ,

--- 1890 ...........................   157   “  ,

--- 1905 ...........................    90   "  ,

--- 1925 ...........................   104   “  ,

--- 1933 ...........................    90   “  ,

--- 1939 ....................... ca.    80   “  ,

--- 1944 ...........................     7   “  ,

 

--- 1945 ........................... 3.500   “  ,

--- 1947 ....................... ca. 1.200   “  ,

--- 1962 ....................... ca.   250   “  ,

--- 1967 ....................... ca.   300   "  ,

--- 1998 ...........................    35   "  ,

--- 2008 ...........................    28   “  .

Angaben aus: Zary, in: sztetl.org.pl

Sorau - Die Stadt der Türme, des Porzellans und vieler schöner  GasthäuserMärkischer BoteStadtansicht Sorau, um 1920 (Abb. aus: "Märkischer Bote")

 

Anfang der 1930er Jahre zählte die Sorauer Judenschaft noch etwa 90 Angehörige, die zumeist bis Kriegsbeginn hier verblieben. Über ihr weiteres Schicksal liegen kaum gesicherte Angaben vor.

 

Nach Kriegsende erreichten mehrere tausend Juden, die in der UdSSR überlebt hatten und nun nach Polen zurückkehrten, die Stadt; 1945/1946 sollen es etwa 3.500 Menschen gewesen sein. Die Beziehungen zu den eingesessenen Stadtbewohnern waren gespannt, zuweilen feindselig. Bis 1950 hatten die meisten jüdischen Neuankömmlinge den Ort verlassen und waren emigriert, zumeist nach Palästina/Israel.

Das Synagogengebäude diente nach 1945 zunächst den jüdischen Immigranten als Versammlungsort; gegenwärtig wird es von einer christlichen Freikirche genutzt.

POL-Zbór Zielonoświątkowy Ul Podchorazych-Żary.jpg Ehem. Synagogengebäude (Aufn. M. Godlewski, 2008, aus: commons.wikipedia.org, CC BY 3.0)

Vom ehemaligen jüdischen Friedhof, der während des Krieges teilzerstört und in den 1970er Jahren völlig dem Erdboden gleichgemacht wurde, sind heute keine Grabsteine mehr erhalten; nur Reste der umgebenden Mauer und des Eingangstores zeugen von dessen ehemaliger Existenz. Ansonsten hat die Vegetation vom Gelände Beschlag genommen.

In Zary bestand bis in die jüngste Vergangenheit noch eine kleine jüdische Gemeinschaft - Nachkommen der nach 1945 in den Ort gelangten Juden aus der Sowjetunion..      

                                           

 

In Sommerfeld (poln. Lubsko, derzeit ca. 14.000 Einw.) - einer Kleinstadt ca. 30 Kilometer nordwestlich von Sorau – ist erste jüdische Ansässigkeit zeitlich nicht exakt zu belegen; vermutlich hatte sich hier eine kleine israelitische Gemeinschaft in nach-napoleonischer Zeit gebildet. Um die Mitte des 19.Jahrhunderts sollen in Sommerfeld ca. 50 Bewohner mosaischen Glaubens gelebt haben.

Eine Synagoge gab es hier nicht; ein eigener Friedhof wurde nach 1850 angelegt.

Im Ort existierte eine Hutfabrik mit mehr als 100 Arbeitskräften, die einem jüdischen Unternehmer (Wilhelm Gattel) gehörte.

Der jüdische Friedhof wurde um 1970 geschlossen und das Gelände eingeebnet. Seit 1991 erinnert hier eine von der Stadtverwaltung Lubsko aufgestellte Tafel an das ehemalige jüdische Begräbnisgelände.

Cmentarz żydowski w Lubsku Hinweistafel (Aufn. Jacek Drożdż, 2014, aus: sztetl.org.pl)

 

 

 

Weitere Informationen:

Klaus-Henning Rauert/Friedrich Wendig, Siebenhundert Jahre Sorau. Die Geschichte einer ostdeutschen Stadt 1260–1960, Sorauer Heimatverlag, Dortmund 1960

Fritz Rothstein, Schicksale jüdischer Bürger in Sorau, in: „Sorauer Heimatblatt“, Okt. 1986, No. 10

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 3), New York University Press, Washington Square, New York 2001, Vol. 3, S. 1218

Edward Białek/Łukasz Bieniasz (Hrg.), Hereditas Culturalis Soraviensis. Beiträge zur Geschichte der Stadt Sorau und zu ihrer Kultur, Neisse-Verlag, Dresden 2010

Zary, in: sztetl.org.pl

Zary, in: kirkuty.xip.pl