Stampfen/Stupava (Slowakei)

Etwa 20 Kilometer nördlich von Preßburg (Bratislava) liegt die Ortschaft Stampfen, das heutige Stupava (ung. Stomfa) mit derzeit ca. 12.000 Einwohnern.

Vermutlich waren schon im Spätmittelalter vereinzelt jüdische Familien in Stampfen ansässig bzw. hielten sich hier vorübergehend auf; urkundliche Hinweise liegen seit dem 16.Jahrhundert vor. Seit den 1720er Jahren waren die hier lebenden Familien durch ein besonderes Privileg der Grafen Pálffy geschützt, das ihnen religiöse Freiheit und wirtschaftliche Rechte einräumte. Auch ein Sohn des bekannten Rabbi Jonathan Eibenschitz - namens Mordechai (geb. 1730) - war in Stampfen zeitweilig ansässig.

Mit der Zuwanderung von Familien aus Mähren vergrößerte sich die jüdische Gemeinschaft zu Beginn des 18.Jahrhunderts; in den 1820er Jahren erreichte die Zahl der Gemeindeangehörigen mit mehr als 800 Personen ihren Höchststand.

Eine Synagoge (im sog. ‚polnischen Stile’) - mitten im Dorfe gelegen - wurde im Jahre 1803 eingeweiht.

Eine jüdische Elementarschule öffnete im Jahre 1860 ihre Pforten; diese besuchten auch Kinder aus christlichen Familien.

Die Anlage eines jüdischen Friedhofs erfolgte vermutlich bereits in der ersten Hälfte des 17.Jahrhunderts; der älteste noch vorhandene Grabstein datiert von 1642. Das zunächst im Besitz der Ortsherrschaft befindliche Gelände ging 1722 als Eigentum an die jüdische Gemeinde über.

Juden in Stampfen/Stupava:

--- 1736 ...................... 128 Juden,

--- 1828 ...................... 819   “  (ca. 25% d. Bevölk.),

--- um 1910 ............... ca. 300   “  ,

--- 1919 .................. ca. 260   "  ,

--- 1930 .....................  232   "  (ca. 6% d. Bevölk.)

--- 1940 .................. ca. 190   “  ,

--- 1948 ......................  16   "  .

Angaben siehe: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 3), S. 1256

                      und                     aus: jewishgen.org/yizkor/pinkas_slovakia/slo377.html

In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts setzte verstärkte Abwanderung in die größeren Städte (vor allem nach Preßburg/Bratislava und auch nach Wien) ein; am Vorabend des Ersten Weltkrieges lebten noch etwa 300 Bewohner mosaischen Glaubens im Ort.

Mit der Etablierung des slowakischen Staates begann auch in Stampfen/Stupava die Entrechtung und Verfolgung der jüdischen Minderheit. Zwangsarbeit und Deportation - beginnend Ende März 1942 - bestimmten die Jahre 1942/1944; fast alle Juden des Ortes wurden Opfer der Shoa.

Die Synagoge in Stampfen - eine der ältesten jüdischen Sakralbauten auf dem Gebiet der Slowakei – verfiel jahrzehntelang. Dank der Bemühungen der gemeinnützigen Organisation „JEWROPE“ konnte dieses historisch und architektonisch wertvolle Denkmal jüdischer Ortsgeschichte durch eine 2009 durchgeführte Restaurierung der Nachwelt erhalten werden.

Synagoga stupava 2009.JPG

vor und nach der Sanierung (Aufn. Prskavca, 2005, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0  und 2009, aus: wikipedia.org, CCO)

Innenraum (Aufn. Ruth Ellen Gruber, 2013, aus: hadassahmagazine.org)

Das Gebäude soll künftig kultureller Nutzung dienen; so ist hier auch eine Dokumentation zur jüdischen Geschichte der Region geplant.

Ein relativ großes Friedhofsgelände mit zahlreichen erhaltenen Grabsteinen aus dem 17. bis 20.Jahrhundert erinnert noch heute an die ehemalige jüdische Gemeinde Stampfens/Stupavas; die meisten Grabsteine tragen hebräische Inschriften.

Teilansicht des jüdischen Friedhofs (Aufn. aus: slovak-jewish-heritage.org)

 

Weitere Informationen:

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 3), New York University Press, Washington Square, New York 2001, S. 1256

Yocheved Klausner (Bearb.), Stupava, Slovakia, hrg. Yad Vashem/Jerusalem 2003 (Übersetzung aus: Pinkas Hakehillot Slovakia)

Maros Borský, Synagogue Architecture in Slovakia towards creating a memorial landscape of lost community, Dissertation (Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg), 2005, S. 134/135

Stupava Synagogue, online abrufbar unter: slovak-jewish-heritage.org

The Jewish Community of Stupava (Stampfen, Stomfa) in Slovak Republik, online abrufbar unter: geni.com/projects/The-Jewish-Community-of-Stupava-Stampfen-Stomfa-in-Slovak-Republik/14770