Trebischau/Trebišov (Slowakei)
Lage des Kreises Trebišov innerhalb der Slowakei (Abb. aus: wikiwand.com)
Die ostslowakische Stadt Trebischau - das heutige Trebišov (ung. Toketerebes) - ist eine Mittelstadt mit derzeit ca. 25.000 Einwohnern.
Erste jüdische Bewohner in Trebischau fanden erstmalige Erwähnung im Jahre 1736; doch möglicherweise haben sich in der Region bereits im 14.Jahrhundert Juden aufgehalten.
Eine organisierte jüdische Gemeinde bildete sich aber erst zu Beginn des 19.Jahrhunderts. Ihr erster Rabbiner war David Silberstein; in dessen Nachfolge waren Salomon Teitelbaum, Marcus Guttmann (er besaß das Amt ca. drei Jahrzehnte) und Rabbi Rosenblut antraten.
Die Synagoge wurde 1900 durch einen Brand zerstört, aber alsbald durch ein neues Gebäude ersetzt.
Eine jüdische Elementarschule bestand seit ca. 1850; sechs Jahrzehnte später öffnete eine Talmud-Thora-Schule ihre Pforten.
Unmittelbar nach der Gemeindegründung legte die Judenschaft ihren eigenen Friedhof an; eine Chewra Kadischa sorgte für die Bestattungen.
Juden in Trebischau/Trebišov:
--- 1828 .......................... 77 Juden,
--- 1880 .......................... 240 “ ,
--- 1922 ...................... ca. 800 “ ,* * einschl. umliegender Ortschaften
--- 1930 ...................... ca. 560 “ ,
--- 1941 ...................... ca. 650 “ ,
Angaben aus: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 3), S. 1319/1320
und Trebišov, Hrg. Beit Hatfutsot - Museum of the Jewish People
Nachdem bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges aus Galizien stammende Flüchtlinge in Trebischau/Trebišov eine Bleibe gefunden hatte, bildeten sie hier auch eine eigene chassidische Gemeinschaft.
In der Zwischenkriegszeit fand die zionistische Bewegung in Trebišov eine Anhängerschaft; dabei war “Hashomer Hatzair” die erste in der Stadt agierende Organisation.
Mit Bildung des faschistisch geprägten neuen slowakischen Staates (Sommer 1939) verloren die die hiesigen Juden ihre wirtschaftliche Basis, die sie als Handwerker und Ladenbesitzer/Gewerbetreibende besessen hatten; ein Teil der Bewohner wurden zu Zwangsarbeiten herangezogen.
Im Frühjahr 1942 begannen die Deportationen, die zum Ziel vor allem die Konzentrations-/Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und Majdanek hatten.
Diejenigen Juden, die in Trebišov zurückgeblieben waren (und z.T. im Untergrund lebten), wurden im Gefolge des gescheiterten Slowakischen Nationalaufstandes (1944) aufgegriffen und ermordet.
Überlebende der Lager kehrten nach Kriegsende nach Trebišov zurück; doch blieben sie nur wenige Jahre, ehe sie dann in den neugegründeten Staats Israel bzw. in die USA auswanderten.
Das ehemalige Synagogengebäude wurde zu einem Warenhaus umgebaut; in den 1970er Jahren ließ die Kommune das Gebäude dann abtragen und die Fläche neu überbauen.
Dauerhafte jüdische Ansiedlung bestand in der ostslowakischen Ortschaft Leles (ung. Lelesz) – ca. 30 Kilometer südöstlich von Trebischau/Trebišov - ab den 1830er Jahren.
Neben einem eigenen Friedhof besaß die Gemeinde eine Synagoge.
Juden in Leles:
--- 1869 ........................ 192 Juden,
--- 1919 ........................ 220 “ ,
--- 1941 ........................ 135 “ .
Angaben aus: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), S. 717
Mit der Annexion durch Ungarn (Nov. 1938) wurde zunächst den jüdischen Bewohnern, die hier ein paar Läden und Handwerksbetriebe besaßen, die Wirtschaftsgrundlage der jüdischen Bevölkerung entzogen; Männer wurden zur Zwangsarbeit verpflichtet.
Das Ende der israelitischen Gemeinde von Leles brachte die April/Mai 1944 erfolgte Deportation nach Auschwitz-Birkenau.
In Kráľovský Chlmec (ung. Királyhelymec) - im Kreis Kosice im äußersten Südosten der Slowakei in unmittelbarer Nähe zur ungarischen Grenze gelegen – bildete sich im ausgehenden 18.Jahrhundert eine jüdische Gemeinschaft. In dem im Schutze einer Burganlage entstandenen Ort, der sich durch Zuzug deutscher Siedler im 14.Jahrhundert vergrößert hatte, lebten bereits in der frühen Neuzeit jüdische Familien, die vor allem aus Zuwanderern aus Galizien und Carpatho-Rußland stammten. Neben Handel mit Agrarprodukten bewirtschaftete ein Teil der Familien eigene Höfe.
Um 1850/1860 errichtete die hiesige Judenschaft eine Synagoge (in Ziegelbauweise); etwa zeitlich entstand eine Religionsschule.
Synagogenruine (Aufn. Szeder László, 2010, aus: wikipedia.org, GFDL)
Am Nordrand des Ortes befand sich der jüdische Friedhof; eine Beerdigungsbruderschaft ist erstmals 1852 erwähnt. Die ältesten Grabsteine datieren aus den 1870er Jahren.
Juden in Kráľovský Chlmec:
--- 1880 ........................ 311 Juden,
--- 1919 ........................ 691 “ (ca. 24% d. Bevölk.),
--- 1941 .................... ca. 900 “ .
Angaben aus: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), S. 670
In der zahlenmäßig wachsenden Judenschaft von Kráľovský Chlmec fanden nach dem Ersten Weltkrieg zionistische Ideen immer mehr Gehör; so kamen Jugendliche in Ausbildungslagern zusammen, um ihre Auswanderung vorzubereiten.
Mit der Annexion durch Ungarn gehörten Verfolgung und Zwangsarbeit für die jüdische Bevölkerung zum Alltag.
Mitte April 1944 wurden die Juden ghettoisiert und wenige Wochen später deportiert.
Nach Kriegsende fanden sich in Kráľovský Chlmec bis zu ca. 500 Überlebende des Holocaust zusammen; die meisten von ihnen emigrierten in den Folgejahren.
Das ehemalige Synagogengebäude diente jahrzehntelang in der kommunistischen Ära als Möbellager; derzeit steht es leer und ist dem Verfall nahe (siehe Aufn. oben).
Auch der ehemalige jüdische Friedhof erinnert daran, dass in der Kleinstadt ehemals eine jüdische Gemeinde zuhause war. Die von Vegetation stark überwucherte Begräbnisfläche weist aber noch eine Reihe von älteren Grabsteinen auf.
drei der noch erhaltenen Grabsteine (Aufn. aus: kehilalinks.jewishgen.org/kralovsky_chlmec/helmec_cemetery.html)
Die Wurzeln einer jüdischen Gemeinde in Budkovce (ung. Butka) - südöstlich von Trebitschau/Trebisov gelegen - lagen in der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts; doch erst nach 1800 kann man einer Kultusgemeinde gesprochen werden. Zu ihren gemeindlichen Einrichtungen zählten neben einem Bethaus auch eine Mikwe und ein kleiner Friedhof, der zwei Kilometer von der Ortschaft entfernt lag.
Juden in Budkovce:
--- 1851 ....................... 72 Juden,
--- 1880 ...................... 125 “ ,
--- 1930 .................. ca. 100 “ ,
--- 1940 ...................... 112 “ .
Angaben aus: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 1), S. 218
Ihren Lebensunterhalt bestritten die meisten hier lebenden Juden im Landhandel (Getreide und anderen Agrarprodukten) und als Gastwirte.
Im Frühjahr 1942 wurden mehr als 100 jüdische Bewohner von Budkovce deportiert, und zwar in das Ghetto von Lukow (Distrikt Lublin).
Das Schicksal der in die auf polnischem Boden bestehenden Arbeits- und Vernichtungslager verschleppten Juden aus Budkovce ist nicht bekannt. Man muss davon ausgehen, dass alle dort einen gewaltsamen Tode erlitten haben. Keiner soll nach Kriegsende wieder in seinen Heimatort zurückgekehrt sein.
Heute sind keine baulichen Zeugnisse der einstigen jüdischen Gemeindeeinrichtungen mehr auffindbar; einzig spärliche Steinrelikte vom ehemaligen jüdischen Friedhof sind auf einer heute als Weide genutzten Fläche zu finden.
Weitere Informationen:
Aaron Ehrmann, Eine kurze Geschichte von den jüdischen Gemeinschaften von Kralovska Chlmec, Kiralyhelmec und der Bodrog Bezirk, o.O., 1997
Maros Borský, Synagogue Architecture in Slovakia towards creating a memorial landscape of lost community, Dissertation (Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg), 2005, S. 137
The Jewish Community of Trebišov, Hrg. Beit Hatfutsot - Museum of the Jewish People, online abrufbar unter: dbs.bh.org.il/place/trebisov
The Jewish Community of Budkovce (ung. Butka), Hrg. Beit Hatfutsot - Museum of the Jewish People, online abrufbar unter: dbs.bh.org.il/place/tbudkovce
The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust, New York University Press, Washington Square, New York 2001, Vol. 1, S. 218 (Budcovce), Vol. 2, S. 670 ( Kralovska Chlmec) u. S. 717 (Leles) und Vol. 3, S. 1319/1320 (Trebischau/Trebišov)
Rachel Blonder (Red.), Kralovsky Chlmec - The jewish cemetery, online abrufbar unter: kehilalinks.jewishgen.org/kralovsky_chlmec/helmec_cemetery (mit Aufn. von Grabsteinen)