Sommerein/Šamorín (Slowakei)

File:Map slovakia samorin.png - Wikimedia Commons Das slowakische Šamorín (ung. Samorja) ist eine Kleinstadt im Westen des Landes mit derzeit ca. 13.500 Einwohnern - ca. 20 Kilometer südöstlich von Pressburg/Bratislava gelegen (Kartenskizze 'Slowakei' mit Šamorín rot markiert, M. 2005, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3-0).

 

Nachdem die Restriktionen hinsichtlich der Ansiedlung von Juden aufgehoben worden waren, kamen nach 1840 die ersten jüdischen Familien nach Šamorín – zuvor hatten sie zumeist im nahen Dorfe Mliečno gewohnt und waren nur an Markttagen in der Stadt geduldet worden.

Um 1860 kam es dann zur Bildung einer eigenen Kultusgemeinde. Zu den gemeindlichen Einrichtungen gehörten ein Bethaus, ein Friedhof und eine jüdische Elementarschule.

Wenige Jahre vor Beginn des Ersten Weltkrieges wurde ein neues, relativ großes Synagogengebäude erstellt.

Tempel/Synagoge von Sommerein, hist. Postkartebild-01---synagoge-1915-neu.jpg

Modelsynagoga2.JPG

 Synagoge in Šamorín - Modell (Aufn. M., 2010, aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

Juden in Sommerein/Šamorín:

--- 1840 .....................  keine Juden,

--- 1850 .....................  wenige  "  ,

--- 1880 .....................  147 Juden,

--- 1930 .....................  318   “  ,

--- 1944 .....................  284   “  .

Angaben aus: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), S. 1132

 

Ihren Lebensunterhalt bestritten die jüdischen Familien von Šamorín in den 1920er Jahren als Gewerbetreibende (etwa 35 Läden und acht Werkstätten waren in ihrem Besitz); einzelne betrieben eine Landwirtschaft.

Wie fast überall fand in der Zeit zwischen den Weltkriegen zionistisches Gedankengut Anhänger besonders unter der Jugend in der Kleinstadt.

Nach der Annexion durch Ungarn (Nov. 1938) und der alsbaldigen Schaffung des faschistischen slowakischen Staates begann die Leidenszeit der jüdischen Bevölkerung. Männer wurden in „Arbeitsbataillonen“ zur Zwangsarbeit eingesetzt, viele kamen auf Grund der dort herrschenden Bedingungen ums Leben.

Im April 1944 wurde in der Stadt ein Ghetto für die hiesige jüdische Bevölkerung eingerichtet; wenige Wochen später wurden die hier konzentrierten Juden via Niedermarkt (Dunajská Streda) nach Auschwitz-Birkenau deportiert.

Bis Anfang 1945 benutzte die deutsche Wehrmacht das Synagogengebäude als Munitionslager. Eine vor Abzug der deutschen Okkupanten geplante Zerstörung des Synagogengebäudes wurde nicht mehr realisiert.

In den Jahrzehnten nach 1945 verfiel das Gebäude zusehends; in den 1990er Jahren wurde es dann restauriert und konnte - dank einer Privatinitiative - vor dem Verfall bewahrt werden. Im Gebäude ist heute eine Kunstgalerie untergebracht.

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Synagogengebäude vor und nach der Sanierung (Aufn. aus: Frank N. Schubert, Die Synagoge von Šamorín  und  W.Dublin 2020, aus: wikiipedia.org, CC BY-SA 4.0)

In den Nachkriegsjahren hatte sich aus Überlebenden eine kleine israelitische Gemeinde gebildet, die sich aber bald wieder auflöste.

 

 

Weitere Informationen:

The Jewish Community of Samorin, Hrg. Beit Hatfutsot – The Museum of the Jewish Peoplne, online abrufbar unter: dbs.bh.org.il/place/samorin

Šamorín – Synagogue, online abrufbar unter: slovak-jewish-heritage.org

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), New York University Press, Washington Square, New York 2001, S. 1131/1132

Maros Borský, Synagogue Architecture in Slovakia towards creating a memorial landscape of lost community, Dissertation (Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg), 2005, S. 137/138

Frank N. Schubert (Bearb.), Die Synagoge von Šamorín in der Slowakei, in: „DAVID – Jüdische Kulturzeitschrift", Heft 140 (2024)

Frank N. Schubert (Bearb.), Die „Galerie zu Hause“. Zur Nutzung der Synagoge von Šamorín, „DAVID – Jüdische Kulturzeitschrift", Heft 140 (2024)