Znin (Posen)

Jüdische Gemeinde - Schubin (Posen) Znin - etwa 30 Kilometer südlich von Bromberg (poln. Bydgoszcz) bzw. Labischin gelegen - ist die polnische Kleinstadt Żnin mit derzeit ca. 14.000 Einwohnern (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: europe1900.eu und Kartenskizze 'Polen' mit Żnin rot markiert, L. 2005, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Bereits im beginnenden 15.Jahrhundert war in Znin jüdische Ansässigkeit vorhanden; diese endete jedoch mit der Vertreibung im Jahre 1449.

Erst zu Beginn des 19.Jahrhunderts setzte dann erneut jüdische Siedlungstätigkeit ein; in relativ kurzer Zeit erfolgte dann ein Zuzug zahlreicher Familien (vgl. Statistik unten). Um 1825 erfolgte die Gründung einer Gemeinde; etwa zehn Jahre später erstellte diese ihre Gemeindestatuten.

             Żnin, synagoga ul.Pocztowa Malerei, FotosSynagoge von Znin - hist. Aufn. (aus: pl.pinterest.com)

Zu den gemeindlichen Einrichtungen gehörten ein aus ihren Anfängen stammender Friedhof, der in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts durch ein neues Areal ersetzt wurde, und eine Synagoge in der Poststraße.

Eine Religionsschule bestand in der Mitte des 19.Jahrhunderts, als die Zahl der jüdischen Familien enorm angewachsen war.

Juden in Znin:

--- 1808 ............................  keine Juden,

--- 1816 ............................   63   "  ,

--- 1842 ............................  295   “  (ca. 17% d. Bevölk.),

--- 1857 ............................  357   “  (in 72 Familien),

--- 1871 ............................  440   "  ,

--- 1885 ............................  314   “  (ca. 13% d. Bevölk.),

--- 1895 ............................  309   “  (ca. 9% d. Bevölk.),

--- 1905 ............................  241   “  ,

--- 1910 ........................ ca.  230   “  (ca. 5% d. Bevölk.),

--- 1921 ............................  134   “  ,

--- 1923 ............................   29   “  ,

--- 1931 ............................   25   “  .

Angaben aus: Znin, aus: sztetl.org.pl

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/7d/POL_%C5%BBnin_rynek.jpgMarkt in Znin um 1900 (hist. Aufn., aus: pl.wikipedia.org)

 

Mit dem Anschluss Posens an den neugegründeten polnischen Staat verließ fast die gesamte jüdische Bevölkerung die Kleinstadt, um sich in Deutschland (insbesondere in Berlin) eine neue Lebensgrundlage zu suchen. Die Gemeinde löste sich alsbald ganz auf; die nur wenigen noch verbliebenen Juden wurden der Gemeinde von Gnesen angeschlossen.

Mit Hilfe von Erlösen aus dem Verkauf gemeindlichen Eigentums und freiwilligen finanziellen Zuwendungen bereits von hier abgewanderten Juden konnten u.a. Altschulden der Gemeinde abgebaut und in Znim verbliebene bedürftige jüdische Glaubensgenossen unterstützt werden; zudem sollte der Friedhof damit unterhalten werden.

Bei Kriegsausbruch lebten nur noch zehn Personen jüdischen Glaubens in Znin. Zusammen mit anderen Glaubensgenossen der Region wurden sie einige Monate später ins "Generalgouvernement" deportiert.

Anm.: Während der Jahre 1939 bis 1945 hieß die Stadt Dietfurt.

Nach Kriegsende bildete sich hier keine neue israelitische Gemeinde mehr.

Das Gelände des jüdischen Friedhofs – es wurde während der Kriegsjahre schwer geschändet – diente danach teilweise landwirtschaftlichen Zwecken.

 

Louis Lewin, der 1868 in Znin geboren wurde, machte seine universitäre Ausbildung in Heidelberg und Berlin, Nach seiner Promotion besuchte er das Rabbinerseminar in Berlin und machte dort 1895 sein Rabbinerexamen. In den Folgejahren war er dann in verschiedenen Gemeinden tätig: so 1895/1897 in Inowrazlaw/Hohensalza , bis 1905 in Pinne, danach in Kempen und in Kattowitz. 1925 wechselte Dr. Louis Lewin nach Breslau, wo er als Rabbiner der orthodoxen Abraham Mugdan Synagoge, als Direktor einer jüdischen Schule für sozial-schwache Kinder und als Dozent am Jüdisch-Theologischen Seminar tätig war. Daneben betrieb er Forschungen zur jüdischen Geschichte und verfasste dazu zahlreichen Publikationen. 1939 emigrierte er nach Palästina; zwei Jahre später starb er in Tel Aviv.

Isidor Caro wurde 1876 in Znin/Posen als Sohn einer jüdischen Gelehrtenfamilie geboren. Nach seiner Heirat lebte er in Köln, wo er und seine Frau sich intensiv seelsorgerischer Tätigkeit widmeten, so u.a. auch als Anstaltsgeistlicher für jüdische Strafgefangene. Geachtet von der jüdischen Gemeinde Köln übernahm Isidor Caro nach dem Tod des Gemeinderabbiners Ludwig Rosenthal dessen Amt (1938). Mit einem der ersten Transporte gelangte das Ehepaar Caro ins Ghetto Theresienstadt; dort verstarb Isidor Caro 1943 an Unterernährung.

 

 

 

Weitere Informationen:

A.Heppner/J.Herzberg, Aus Vergangenheit und Gegenwart der Juden und der jüdischen Gemeinden in den Posener Landen, Koschmin - Bromberg 1909

Znin, in: sztetl.org.pl